23.06.2005 – von Starý Smokovec nach Banskà Stiavnica/Schemnitz
Zum letzten mal auf dieser Reise versammeln wir uns zum Frühstück in der Villa Dr. Szontagh. Wir werden heute die hohe Tatra verlassen und so packen wir nach dem Frühstück unsere Sachen und verstauen alles auf den Motorrädern. Unser Weg wird uns heute in den Süden der Slowakei führen wo wir am frühen Nachmittag in Banska Bystrica einen Zwischenstopp machen werden und am Abend in Banska Stiavnica Quartier beziehen werden.
Deniz führt uns über kleine, verschlungene Wege durch die Niedere Tatra (Nizke Tatry). Von Verkehr keine Spur. Zwischen den bewaldeten Hügeln und Wiesen schlängelt sich der Weg am Rande des Sloenský Raj (Slowakisches Paradies), ein Nationalpark mit Karst-Erscheinungen, Höhlen und Schluchten. Mitten im Wald auf einem kleinen Pass stehen wir an einem Denkmal, das an einen hier 2002 abgestürzten Mig 29 Piloten erinnert. Wir legen einen Treffpunkt fest und einigen und für die nächsten Kilometer auf freies fahren. So kann jeder wie er will auf der kurvigen Bergstrecke seinen Spaß haben.
Wir folgen der Landstraße 66. Die Zeit vergeht wie im Flug und so merken wir kaum das wir schon wieder eine kleine Mittagspause einlegen. Unsere Guides kennen hier einen Motorstopp, wo wir auch diesmal einen delikaten Imbiss bekommen. Die Gegend, in der wir uns befinden, wird das Slowakische Erzgebirge genannt. Die Region lebte vom Abbau von Silber und Kupfer, was der 1255 gegründeten Stadt Banska Bystrica zu Reichtum verhalf. Und genau dort hin fahren wir als nächstes.
Wir haben für Banska Bystrica ein wenig mehr Zeit eingeplant. Als erstes besuchen wir die SNP Gedenkstätte. SNP steht für Slovenské národné povstanie was übersetzt Slowakischer Nationalaufstand heißt. Diese Stätte soll an den Aufstand 1944 und dem Kampf der Partisanen gegen die Deutschen erinnern. Das Gebäude wurde 1969 errichtet und die sehenswerte Ausstellung im Inneren erst kürzlich erneuert. Mit moderner Multimediatechnik in vielen Sprachen kann man sich über die Geschehnisse der Vergangenheit informieren lassen. Wir haben das Glück eine deutschsprachige Führung durch das Museum zu bekommen. Wer mal hier ist, sollte sich hier Zeit nehmen. Es lohnt sich.
Die Ausstellung und das Waffenarsenal im Park erzeugen eine etwas bedrückende Stimmung. Da kommt es mir gerade recht, das in der Stadt 750 Jahres Feiern sind. Ich hatte das Glück zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, denn auf dem großen Platz in der Altstadt ziehen gerade alle möglichen Folklore Truppen zu einem gemeinsamen Gruppenbild auf. Sie geben hier abends auf der Bühne ihr bestes und posieren jetzt für die Presse. Keine 5 Minuten später ist der Platz wieder leer aber der Speicher meine Digital Kamera ist voll.
Irgendwann müssen wir dann doch weiter. Ehe wir unser Hotel in Banska Stiavnica aufsuchen machen wir noch einen Abstecher zu einer sehenswerten Kirche ein paar Kilometer weiter südlich. Noch eine? Ja, den diese ist etwas besonderes. Es handelt sich um die protestantische Holzkirche in Hronsek. Diese wurde 1726 unter vielen Auflagen der Machthaber komplett aus Holz ohne Metall errichtet. Der Glockenturm musste separat stehen und die Bauzeit war auf 2 Jahre begrenzt. So haben Christen aus einem weiten Einzugsgebiet gemeinsam Hand angelegt und diesen Bau geschaffen. Mariam übersetzt uns die Erzählungen der Führung. Die Akustik in diesem Holzbau ist ganz außergewöhnlich. Sie ist die letzte verbliebene Kirche dieser Art, die anderen sind abgebrannt.
Die Sonne sinkt tiefer, aber wir haben noch ein paar Kilometer über Zvolen durch die Schemnitzer Berge zu unserem Ziel zu fahren. In dieser Gegend wurden die Türken durch Befestigungsanlagen an ihr Vordringen nach Norden gehindert. Überbleibsel davon sind noch heute zu sehen und zu hören. So wird das Stundensignal in Banska Stiavnica nicht mit einer Glocke gegeben, sondern mit einer Trompeten Melodie. Wir beziehen unser Quartier im Hotel Grand-Matej. Die Renovierung kann nicht die Herkunft dieses 60’er Jahres Sozialismus-Bau verbergen. So hat man eine lustige Mischung zwischen Moderne und Vergangenheit. Beim Duschen wunder ich mich über den Sand, der auf einmal auf dem Boden schwimmt. Der intensive Bergbau in dieser Gegend fordert ihren Tribut an die Wasserleitungen.
Auf meiner Normandie Reise erzählt mir Hans, der hier in Banska Stiavnica auch schon mal war, das sein Harley auf dem Parkplatz auf einmal ein Stück im Boden verschwunden ist. Ein Stollen unter der Stadt muss wohl nachgeben haben. Zum Glück haben sie sie mit vereinten Kräften wieder raus holen können. Das bleibt uns erspart und wir genießen bei einem guten Wein und sehr gutem Essen den Abend vor dem Hotel.
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