Die Tour durch das Chateau am Vortag spüre ich noch in den Beinen als wir bei strahlend blauen Himmel auf der Frühstücks-Veranda sitzen. Wir machen das Beste aus den uns zur Verfügung stehenden Mitteln und bereiten uns auf einen langen Tag vor. Die Etappe heute soll uns ins 400km entfernte Morsbronn-les-Bains im Elsass bringen. Wir begleichen unsere Rechnung, sammeln alles ein und verstauen das Gepäck. Wir sind abfahrt-bereit aber nicht mein Motorrad. Schlüssel rein und gar nichts passiert aber ich merke in dem Augenblick schon was los ist. Beim Abstellen vor 2 Tagen ist mir das Schloss in Parklicht-Stellung gerutscht und das überlebt eine kleine Motorrad-Batterie nicht, die schon ein wenig schwächelte.
Also erst mal wieder raus aus den Klamotten, Werkzeug gesucht, Verkleidung demontieren. Anders kommt man ja bei mir nicht an den Übeltäter ran. Steffen versucht mir Starthilfe zu geben aber das klappt nicht. Der Akku ist dermaßen tot das nichts geht. Mein Anlasser zieht zu viel Strom und ohne Strom geht weder Elektronik noch Benzinpumpe. Nach einigen Versuchen gibt uns der Besitzer des Hotels mit seinem großen Diesel ordentlich Power und nachdem wir an meiner Dicken eine vernünftige Masse bei all dem Plastik und Lack gefunden haben gibt der 4-Zylinder endlich wieder Lebenszeichen. Merci.
Wir messen nochmal und der Akku scheint Ladung anzunehmen. Mit einer guten Stunde Verspätung brechen wir nun nach Norden in Richtung Dijon auf. Eben haben wir noch beim schrauben in der Sonne geschwitzt aber die Luft ist beim fahren doch deutlich zu kühl. Also erst mal wieder anhalten und darauf achten das der Motor auch an bleibt, denn noch reicht die Ladung garantiert nicht für einen erneuten Start. Also Gang raus ehe der Ständer kommt, Licht aus, laufen lassen und Klamotten überziehen. Alles geht gut aber wir müssen noch tanken und kurz vor Dijon muss neuer Sprit her. Es kommt wie es kommen muss, es reicht noch nicht zum anlassen aber immerhin kommt die Elektronik und die Pumpe und so reicht es das Steffen kurz anschiebt um die Geister neu zu wecken. Das kann ja noch lustig werden. Ich bin schon in Gedanken, wo ich hier eine neue Batterie auftreiben soll. Da uns die Zeit weg läuft lassen wir den geplanten Abstecher nach Dijon aus und umfahren die Stadt. Dadurch haben wir heute auch relativ wenige Fotos auf unseren Speicherkarten.
So geht es weiter in Richtung Vogesen, die wir aber diesmal am westlichen Rand passieren wollen. Am Himmel erscheinen auf einmal kleine dunkle Wolken und so dauert es nicht lange bis wir in einen kurzen aber heftigen Schauer geraten. Rund herum scheint die Sonne und wir werden nass. Womit haben wir das verdient? Beim nächsten kleinen Rast-Stopp lass ich die FJR auch weiterlaufen. Der Lüfter ist schwer am schuften aber ich mach die jetzt noch nicht aus. Später auf dem Weg überrascht uns noch ein Hagelschauer und wir flüchten in eine Bäckerei. Diesmal ist das Motorrad aus aber nachdem wir uns gestärkt haben und die dunkle Wolke weg ist tut meine Dicke so als sei nichts gewesen und springt an. Glück gehabt, alle Zellen der Batterie noch in Ordnung.
Wir haben eine Lange Etappe zu bewältigen und nehmen die Schnellstraße. Hier darf 110 gefahren werden und wir kommen zügig voran. Rechts ziehen die Berge der Vogesen vorbei und ich muss aufpassen rechtzeitig die Schnellstraße N4 bei Phalsbourg zu verlassen ehe sie zur Autobahn A4 wird, dann da steht eine Mautstelle. Die Ausfahrt ist ein wenig vertrackt aber wir schaffen es gerade so und landen auch gleich auf einen Autohof, wo Steffen seiner Triumph ein wenig Benzin gönnt. In meinem Fass ist noch reichlich drin. Während wir noch Kaffee trinken wird es plötzlich eng auf dem Platz als mehrere Sattelschlepper mit Schützenpanzer auf der Ladefläche hier auch einen Halt einlegen.
Die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft, dem Hôtel Restaurant Ritter’Hoft Morsbronn-les-Bains, fahren wir wieder zur Entspannung über kleine Nebenstraßen durch das Réserve Nationale de Chasse de la Petite-Pierre. Das Wetter hat sich erholt und wir genießen die Abendsonne auf unserem Weg über die Hügel und kleine Städtchen ins Hotel. Dort angekommen erinnert man sich dann auch bald an unseren Besuch von 2008, als wir unsere erste Elsass Tour gemacht haben. Die Chefin ist ehemalige Berlinerin und mit der Verständigung hat man hier überhaupt kein Problem. Die Motorräder dürfen auf dem Hof parken und wir bringen unsere Sachen aufs Zimmer. Nachdem wir uns eingerichtet haben freuen uns auf das Abendessen. Wir haben für 2 Tage Halbpension gebucht, denn die Küche hier ist sehr gut. Es gibt mehrere Gänge, dazu ein (oder 2) Bier und der ganze Ärger von heute Morgen ist vergessen. Steffen nutzt das brauchbare WLAN um mit WhatsApp nach Hause zu telefonieren und ich lass den Tag auf der Veranda ausklingen.
Auf der Seite 2 gibt es die Reiseroute und auf Seite 3 die Bilder vom Tag