Norwegen – los gehts

Tag 2: von Oslo nach Trysil, ca. 257km

Der Morgen meldet sich grau in grau, so wie der Wetterbericht es angekündigt hatte aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Es ist bereits 9uhr45 und so geht es schnell runter ins Fahrzeug Deck, Mopeds von der Verzurrung befreit. Aufmerksamen Mitfahrern fällt mein neuer HJC Helm auf. Der wird herum gereicht und man ist erstaunt über das geringe Gewicht. Auch die eingebaute BlueBike Anlage weckt reges Interesse. Man sieht auch andere Helme mit Funk, aber immer ist ein Riesen Kasten mit dran. Bei uns sieht man außer den Tasten außen am Helm nichts.

Das Tor geht auf und schon geht es los – oder nicht. Der erste Stau ist gleich bei der Zollabfertigung. So sind wir erst um ca. 11Uhr auf der Piste. Den eingeplanten Stopp am Geldautomaten können wir einsparen, da wir bereits auf der Fähre (zu einem ziemlich miesen Kurs) getauscht haben. Ich habe vor der Abfahrt vom Hafen noch mal einen intensiven Blick auf die Straßenführung geworfen, da es vom Hafen gleich in eine Tunnelorgie unter Oslo geht. Da sind 2 Abzweigungen drin und wir wollen uns ja nicht gleich verfahren. Wir folgen der E6 bis Kløfta und verlassen dann die verkehrsreiche Straße um auf die 2 abzubiegen.

Nach einen Tankstopp machen wir noch einen Abstecher zu einem Bekannten von Daniel, der am Wegessrand seine Arbeitsstelle hat. Wir wollten den Fluss Glomma kurz vor Kongsvinger zur 175 überqueren aber die Brücke ist weg und wird durch einen Neubau ersetzt. So müssen wir bis in die Stadt rein und die Brücke dort nehmen. Es beginnt leicht zu regnen und wird kühler. Der Erste kleine Test ob unsere Kombis von MotoFast dicht halten. Wir bekommen bei Roy einen guten Kaffee zum aufwärmen, plaudern ein wenig über unsere Route und bald geht weiter in Richtung Trysil, wo auf uns unser erster Hüttenplatz am Fluss Trysilelva auf uns wartet. Als wir kurz nach 16Uhr eintreffen ist auch die Rezeption offen und wir checken ein. Man spricht englisch und W-Lan gibt es auch auf dem Trysil Hyttegrend Øråneset (http://www.trysilhytte.com)

Leider hat es sich inzwischen eingeregnet und aus den gelegentlichen Schauern von unterwegs ist inzwischen ein veritabler Dauerregen geworden. Wir kaufen den örtlichen Supermarkt leer und bereiten uns auf unser erstes Abendessen vor. Es gibt leckeren Salat, Hühnerbrust und Fisch vom Grill. Auf dem Platz gibt es direkt am Fluss eine offene Grillhütte und so können trotz starken Regen unseren Einweggrill benutzen und das Essen mit Blick auf Fluss genießen.

Wir haben den Platz fast ganz alleine für uns. Die Saison beginnt erst und die Fischer, die sonst die Hütten oft belegen, sind noch nicht da. Ach ja, die Hütte: Sehr schön gelegen, blick auf den Fluss und komplett ausgestattet incl. Dusche und WC sowie 2 Schlafzimmer.

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Norwegen – Tag 3

Tag 3: von Trysil nach Halland, ca. 335km

Es hat die ganze Nacht weiter geregnet aber pünktlich am morgen zeigen sich die ersten blauen Lücken. Es nieselt nur noch leicht und wir nutzen die Zeit um in der Hütte klar Schiff zu machen. Abwaschen, Betten abziehen, Müll wegbringen.

Wir fahren nach Trysil rein um der Touristeninformation noch einen Besuch abzustatten. Der Besitzer des Hüttenplatz stellt uns den Mitarbeitern der Tourist Info vor und wir kommen schnell auf englisch ins Gespräch. Wir bekommen noch Informationen zu Trysil und erfahren das es hier eigentlich eines der größten Ski Ressorts Norwegens ist. Jetzt sieht man davon gar nichts. Einem Skiort in den Alpen sieht man das auch im Sommer an. Wir bekommen noch Tipps für unsere weitere Route und sprechen ein paar Details der Planung durch. Man ist hier sehr bemüht um den Reisenden und geht interessiert auf ihn ein. Man wird nicht einfach abgefertigt und wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben. Wer eine Reise in oder über Tyrsil plant sollte dort auf jeden Fall mal vorbei gehen.

Wir Danken der Touristeninformation für ihre Unterstützung bei unserem Aufenthalt in der Stadt.

Ich nutze den Stopp noch um die heutige Tagesroute im Navi zu erneuern. Die ist nämlich auf einmal verkehrt herum. Keine Ahnung, was da passiert ist aber dank Netbook ist das Problem schnell gelöst. Wir satteln auf und fahren dunklen Wolken auf der 26 Richtung Norden entgegen, immer am Fluss Trysilelva entlang. Ab dem  See Engeren wird es zunehmend kälter und so beschließen wir doch schnell einen Tankstopp einzulegen. Liter 95’er Super für gut 2€ rein gefüllt und noch ein dickes Sweatshirt unterziehen. Wir haben knackigen Gegenwind und gefühlte 5° bei leichten Nieselregen. Was will man mehr?

Im Verlauf der geplanten Route biegen wir erstmalig auf eine Straße mit 3 Zahlen als Bezeichnung ab: 653 zwischen Engerdalssætra und Ulvågrenda. Tut es nicht und folgt lieber der 26 und nehmt ein paar Kilometer Umweg in kauf. Die ‚Straße‘ ist landschaftlich sehr reizvoll aber eigentlich nur für Endurofahrer eine Freude. Es Regnet und der unbefestigte Untergrund verwandelt sich in Schmierseife. Wir schleichen ganz vorsichtig über die Hügel und anschließend sind unsere Motorräder nicht wieder zuerkennen. Alle Bikes haben nun haben nun die Einheitsfarbe Weiß.

Abweichend von unserer Planung biegen wir auf die 28 ab um dem Weltkulturerbe Røros einen Besuch abzustatten. Das wurde uns in Tyrsil empfohlen und wir wollen nun doch einen Blick werfen, da wir gut in der Zeit liegen. Wir sind leider etwas unvorbereitet und die Kupferminen mit ihren bunten Häusern kann man nur zu Fuß erreichen. Wir haben jedenfalls keinen fahrbaren Weg rein gefunden und draußen wollten wir die Bikes samt Gepäck nicht stehen lassen. Hier sollte man einfach einen Tagesstopp einlegen und in Ruhe besichtigen.

Nach einem Aufwärm-Kaffee, es ist noch immer kalt, kehren wir zu unserer alten Route zurück und erreichen unser Ziel Halland Camping an der E6  zwei Stunden später. Inzwischen ist auch die Sonne zu Vorschein gekommen und es wird angenehmer. Die Berge links und rechts der Strecke haben oben noch Schnee, aber wir sind inzwischen etwas in tieferen Gegenden und es ist angenehm. Auf dem Platz checken wir auf englisch ein und beziehen unser Apartment, direkt über der Rezeption. Großer Vorteil: der WLAN Sender ist direkt unter uns. Das nutzen wir um einen Radio Live Stream der Fußball EM zu hören da der Fernseher auf dem Zimmer leider nur 2 Lokale Sender hat und der Sender mit dem Spiel nur sporadisch empfangbar ist. Leider kein Satelliten TV.

Wir fahren noch schnell in den nächsten Supermarkt und decken uns für heute Abend ein: Bratkartoffeln mit Salat. Die nächste Aktion ist bei mir erst mal den Dreck vom Motorrad spülen. Der Kühler ist ganz nett zugesetzt und jetzt ist meine Dicke sicher ein Kilo leichter. Jetzt sitze ich am Netbook, tippe den Text und draußen ist es noch immer Tag hell – wir haben 23Uhr30. Die Fenster können wir auflassen denn es gibt hier keine Mücken. Ein klarer Vorteil des Platzes, der zwar direkt an der E6 liegt aber trotzdem recht ruhig ist. Hinter dem Platz liegen noch Bahngleise aber einen Zug habe ich noch nicht gehört.

Noch schnell abwaschen und ein bisschen was für morgen einpacken und dann geht es ab ins Bett – gute Nacht.

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Norwegen – auf der E6 nach Norden

Tag 4: von Halland nach Harran, ca. 306km

Wir sind heute den dritten Tag in Norwegen und noch immer auf dem Weg nach Norden. Heute ist eine nervige Etappe geplant, aber es geht kaum anders. Wir müssen einen Großteil der E6 folgen und uns die Straße mit vielen LKW, Wohnmobilen und anderen Hindernissen teilen. Dazu noch viele nervige Tempolimits von 60 oder 70 km/h. Aber da müssen wir durch.

Zuerst machen wir aber wie schon gewohnt unsere Bude sauber und verstauen unseren Kram, der irgendwie immer mehr wird. Aus der Erfahrung gestern haben wir gelernt und ziehen uns gleich warm an denn auch heute sieht es durchwachsen aus und ist recht frisch, aber es regnet nicht. So verabschieden wir uns vom Halland Camping und steuern erst mal die nächste Tankstelle an. Frisches Super95 muss in den Tank.

Unser einziger geplanter Stopp für diesen Tag ist in Trondheim am Nidarosdom, wo sich die Touristenmassen ballen. Schnell stellen wir die Mopeds  hinter zwei anderen Berliner Bikern ab und dann wandern wir zur Kirche und versuchen ein paar Bilder zu machen. Vormittags bei Sonne ist das ein aussichtsloses unterfangen. Die Sonne überstrahlt alles und mit Kompaktkameras gelingt kein vernünftiges Bild. Wer die Kirche mit ihrem eindrucksvollem Portal ablichten will, sollte Nachmittags oder Abends kommen. So bleiben mir nur Bilder von der Rückseite, die auch ganz hübsch ist. Um ein mögliches Parkticket zu vermeiden und das Gepäck nicht zu lange unbeobachtet zu lassen halten wir uns nicht all zulange auf und kehren bald zu den Motorrädern zurück und setzen unsere Tour fort.

Damit es uns nicht zu langweilig wird umrunden wir den See Snåsavatnet nicht auf der E6 sondern auf dem Südufer. Wir haben heute reichlich Zeit übrig und so genießen wir die sehr abwechslungsreiche Nebenstraße mit wunderschönen Ausblicken. Verkehr ist fast keiner vorhanden. Allerdings hat die Sache auch eine dicke Nebenwirkung. Ich wusste schon bei der Planung das ein Teil der Strecke unbefestigt ist. Sah aber gut fahrbar aus. Nur leider ist es jetzt feucht und der Belag ist neben feinen Schotter schmierig wie nasser Lehm. Da muss man höllisch aufpassen. Zum Glück hat man aber die Strecke fast für sich alleine und so kann man da fahren, wo es am besten passt. Spaß hat es trotzdem gemacht. Ich werde die Route für Nachfahrer mal bearbeiten und den Schotter weitgehend entfernen.

Bei einer kleinen Rast am Snåsavatnet wirft Carlo wirft noch mal einen kritischen Blick auf sein R850R und behält den rechten Zylinder im Auge. Da schwitzt ein wenig Öl aus wo keines sein sollte. Aber das wird schon noch halten. Wir verputzen eine kleine Brotzeit und genießen die Aussicht auf den See. Eine Grillstelle mit Bank und Tisch zeugt davon, das wir hier nicht die ersten sind. Leider können wir nicht länger bleiben und machen uns bald wieder auf den Weg. Danach geht es weiter auf der E6 zu unserem Ziel Harran Camping. Dort stehen wir erst mal vor einer geschlossenen Rezeption aber ein Zettel an der Tür weißt darauf hin, das man arbeitet und bitte die angegebene Nummer anrufen möge. Ehe wir entscheiden wer nun teure Ferngespräche nach Norwegen führt eilt uns auch schon ein Norwegischer Gast des Platzes zur Hilfe und ruft die Chefin an. Danke sehr.

Kurz darauf beziehen wir unsere ‚Hütte‘ die schon fast ein kleines Haus ist. Hier, direkt am Fluss Namsen, lässt es sich auch länger gut aushalten. Leider haben wir keine Zeit das Lachs Aquarium wenige Kilometer vor dem Platz zu besuchen. Wer hier länger Station macht sollte sich das nicht entgehen lassen. Wir besuchen noch den 500m entfernten Supermarkt und decken uns mit allem nötigen für den Abend ein. Wieder sind 300,- NOK weg aber für 3 Personen. Wenn wir essen gehen würden, müsste man das pro Person rechnen.  In der gut ausgestatteten Küche gelingt das Kochen heute besonders gut und nach dem Abendessen drehe ich noch ein runde über den Platz, der mit einigen Campern und Anglern belegt ist. Fischen am Namsen ist hier eine Haupteinnahmequelle. Wer mit Zelt übernachten will findet auch reichlich Platz auf den gemähten Rasenflächen. Im Juni 2012 werden gerade die Gemeinschaftsbauten neu errichtet und man darf gespannt sein wie die dann aussehen. Hütten gibt es in 3 Kategorien so das für jeden Geldbeutel was dabei ist.

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Norwegen – auf der E6 zum Polarkreis

Tag 5: von Harran nach Krokstrand, ca. 325km

Immer wenn man über Norwegen redet kommt man auf die Fernstraße E6 zu sprechen. Man hört Geschichten, wie schlecht die zu fahren ist, wie langweilig das ist und überhaupt sollte man die Straße meiden. Das sind tolle Aussichten für unseren Tage heute, denn wir müssen 325km nach Norden auf dieser Straße hinter uns bringen. Wir sind aber auf alles vorbereitet, warm angezogen (das Thermometer zeigt ganze 8°) und voller Tatendrang.

Allerdings müssen wir wieder erst die Hütte in einen bewohnbaren zustand bringen und den Abwasch erledigen. Dann noch schnell den Schlüssel zur netten Betreiberin von Harran Camping bringen und die Motorräder an der Tankstelle direkt vor der Tür voll machen. Es nieselt ab und zu leicht aber das kann uns jetzt nicht weiter aufhalten. Los gehts.  Schon auf den ersten Kilometern begrüßt uns die E6 mit einer abwechslungsreichen und schwungvollen Streckenführung. Manchmal ist sie zwar etwas enger als eine normale Landstraße aber bis jetzt ist sie sehr gut zu fahren. Der Verkehr Richtung Norden hält sich in Grenzen und uns kommt auch nicht sehr viel entgegen. Da habe ich deutlich schlimmeres erwartet. Spätestens im Nordland lässt der Verkehr weiter nach und wir kommen zügig voran.

Gegen Mittag ist es Zeit mal wieder nach einem Platz für einen Stopp zu suchen und so machen wir Halt in Mosjøen am Vefsnfjord. Eine nette kleine Stadt mit einem hübschen alten Kern direkt am Wasser. Hier schlendern wir durch die Sjøgata, eine der längsten alten Holzhäuserreihen der Welt und genießen einen Kaffee.

Norwegen hat gewusst, das wir kommen und so haben sie den Korgfjelltunnel (E6) wegen Bauarbeiten  geschlossen. Anhalten müssen wir aber sowieso, da Daniels Motorrad erbärmliche Geräusche von sich gibt. Erste Diagnose: Stein im Bremssattel aber nach dem der Demontiert war fand sich ein Krümel zwischen Schwinge und Bremsscheibe. Blöder Winzling. Wir müssen nun der Umleitung folgen und auf den alten Europavegen über den Berg und bekommen so, zu Daniels und Carlos besonderen Freuden,  eine extra Portion Kurven. Ich habe das nachträglich zu einem festen Bestandteil der Route gemacht. Oben liegt noch Schnee aber es findet sich spontan kein Halteplatz für eine Schneeballschlacht. Runter vom Berg, direkt hinterm Tunnelausgang ist dann wieder Baustelle und wir müssen wieder mal 10 Minuten auf die Eskorte warten die uns an den Teermaschinen vorbei bringt.

Ein paar Meter weiter gibt es wieder mal einen Garmin Bug zu bewundern. Die haben es einfach nicht so mit den nördlichen Gefilden. Bei erreichen von N66 09.00 (bei Bjerka auf der E6) gehen unsere Navigationsgeräte spontan in den Nachtmodus. Sollten wir Garmin mitteilen, das heute der längste Tag des Jahres ist und die Sonne hier gar nicht untergeht? Zumindest stürzen sie nicht ab. Früher gab es mal einen Garmin Bug, wo sich die Geräte nördlich des Polarkreis nicht mehr einschalten ließen. Aber zum Glück kann man die Ansicht manuell auf Tag einstellen und so ist es für uns kein großes Problem.

Wir haben heute mal zur Abwechslung ein Hotel, 20km vor dem Polarkreis. Gebucht hatten wir bereits im Voraus da nicht sicher war ob was auf dem Hüttenplatz frei ist. In der Nähe ist jedenfalls nichts weiter, so das wir sicher gehen wollten. Wir bringen schnell die Sachen auf das Zimmer und wollen etwas im Restaurant unten essen, denn wir wollen heute Abend noch zum Polarkreis. Das Visitor Center hat bis 22Uhr offen und das wollen wir schaffen. Also den teuersten Hamburger meines Lebens bestellt, mit Pommes und 0,5l Softdrink für lumpige 22€. Aber man gönnt sich ja sonst nichts und geschmeckt hat er auch.

N66.33 – Wir sind am Polarkreis

Ein kleiner Rundum-Blick am Visitor Center

Dann jetzt aber schnell los zum Saltfjellet. Just in Time erreichen wir den Polarkreis. Das Wetter spielt mit und der Himmel reißt auf. Leider steht ein Berg im Weg, so das es hier mit Mitternachtssonne nichts wird. Aber in den nächsten Tagen ist dafür noch Gelegenheit. Wir denken an unsere Verwandten und schreiben die Obligatorischen Postkarten die in den riesigen Briefkasten im Shop wandern. Wir befinden uns auf fast 700m Höhe, es weht eine steife Briese und es wird empfindlich kalt. Am nächsten Tag sehen wir oben auf dem Saltfjellet Biker, die im Zelt übernachtet haben. Respekt.

Die ganzen Statuen und Erinnerungstafeln zum Polarkreis stehen aber nur für die Touristen da. Der eigentliche Polarkreis ist nicht markiert und liegt etwas abseits südlich des Parkplatzes, ein paar Meter hinter den Wohnmobilen, die da oft stehen, mitten in der Tundra. Der GPS Empfang war hier oben sehr gut und so konnte man die Stelle nach ein wenig suchen sehr gut ermitteln. Irgendwie musste ich das dann doch mal auf einem Foto festhalten. Hinter dem Visitor Center haben sich in all den Jahren die Touristen betätigt und Steine zu Steinmännchen gestapelt, so das eine recht eigentümlich Landschaft entstanden ist. In Skandinavien sind Steinmännchen verbunden mit dem Volksglauben an boshafte Trolle. Steinmännchen sollen hier Wanderer vor ihnen schützen; deshalb legen viele einen weiteren Stein auf bereits existierende Steinmännchen.

Uns zieht es nach etlichen Fotos in die warmen Betten. Wir werden noch vor Rentieren gewarnt, die an der Straße grasen und machen uns erst mal auf den Weg zurück nach Krokstrand. Es bleibt Tag-hell aber das ist die erste Nacht in der ich wie ein Stein schlafe.

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Norwegen – Auf der 17 nach Süden

Tag 6: von Krokstrand Camping nach Furøy Camping, 306km

Als das Handy um 7Uhr30 klingelt will ich noch nicht wirklich wieder raus aber es muss doch sein. Also das übliche Morgenprogramm durchziehen. In dem Motel Krokstrand gibt es mehrere Gemeinschaftsduschen und akzeptable Sanitäre Einrichtungen. Unten im Restaurant bekommen wir Frühstück, was im Zimmerpreis (1400,- NOK für ein DZ und ein EZ) mit drin ist. Aber bei mir reicht wie immer Kaffee und dann doch noch ein Brötchen, aber mehr geht einfach nicht. Seit gestern fängt bei Carlos BMW der Hauptbrenszylinder an zu nässen. Das Schauglas zeigt deutlichen Verlust von Bremsflüssigkeit. Also besteht unsere nächste Aufgabe darin einen Händler mit  passendem Ersatzteil zu finden. Wir haben eine Adresse in Bodø ausgemacht, der wir auf unserem Weg zur Route 17 einen Abstecher widmen wollen. Vielleicht haben wir Glück und bekommen dort ein passendes Teil.

Zuerst aber muss wieder mal alles verpackt werden und dann geht es nochmal hoch zum Saltfjellet. Mit Carlos Hilfe und dank der BlueBike Anlage erhasche ich einen Kurzen Blick auf meine ersten Rentiere direkt am Straßenrand. Zum Glück sind die da stehen geblieben und haben gegrast. Oben am Polarkreis, der übrigens vor dem Parkplatz in der Pampa liegt und nicht da wo die Statuen stehen, stapeln sich jetzt die Busse und Touristen und so halten wir uns gar nicht lange auf und genießen die Abfahrt vom Fjell und legen ein Fotostopp nach dem anderen ein. Es gibt echt spektakuläre Stellen zu entdecken. Zuerst geht es auf der E6 über die Hochebene des Nationalparks. Bei schönem Wetter ist die Aussicht phantastisch und man muss vor lauter Landschaft ab und zu auch mal auf die Fahrbahn gucken. Schon wenige Kilometer weiter, es beginnt der Abstieg vom Fjell, entdecken wir eine Hängebrücke über den Schmelzwasserfluss. Sie liegt etwa 100m von der Straße entfernt und wir müssen ein wenig klettern um sie zu erreichen. Es ist eine moderne und stabile Konstruktion aber irgendwie doch wacklig. Jedenfalls nichts für mich und so mache ich lieber Fotos von unten.

Nur wenig weiter entdecken wir von der Straße aus ein paar kleine Stromschnellen und suchen uns einen Platz zum abstellen der Motorräder. Nach ein wenig Kletterei kommt man runter zum Fluss. Anschließend folgen wir der E6 noch ein Stück um dann bei Fauske auf die 80 abzubiegen, die uns Richtung Bodø  und Route 17 bringt.

Der besagte Abstecher zum BMW Händler kostet uns gut 2,5h in denen wir und durch dichten Verkehr quälen müssen. Der Händler entpuppt sich leider als nicht besonders Informiert und sortiert. Wir müssen selbst zur Tat schreiten und ihnen ihn ihren System zeigen wie man die Teile findet. Letztendlich gibt es das gute Stück aber nicht und wir müssen improvisieren. Beim nächsten Zubehör-Shop holen wir eine Flasche DOT4 und füllen einfach nach. Was anderes bleibt nicht übrig.

Wir sind froh nach über 2h wieder aus Bodø weg zu sein und den Weg zur Route 17 wieder aufnehmen zu können. Der Verkehr in der Stadt ist doch recht heftig und darauf haben wir gar keine Lust. Inzwischen spielt das Wetter auch mit und wir haben blauen Himmel pur. Jetzt beginnt der schöne Teil der Reise. Hinter jeder Biegung gibt es neue Aussichten, jeder Tunnel ermöglicht neue Perspektiven. Es herrscht wenig Verkehr und wir genießen einfach nur der Cruisen an der Küste. Allerdings muss man ab und zu auf recht eklige Bodenwellen aufpassen die man aber zum Glück durch Gummiabrieb von LKW Reifen gut erkennt. Die sind nicht hoch aber lang, so das sich ein guter Dämpfertest entwickelt wenn man zügig unterwegs ist.

Wir sind spät dran als wir zum Gezeitenstrom Saltstraumen kommen. Der Gezeitenwechsel ist vorbei aber trotzdem bekommt man von der Brücke beim Blick ins Wasser einen Eindruck davon, was hier passiert wenn sich Ebbe und Flut abwechseln. Der Atlantik drückt mit Macht in den Saltfjord. Wenn man die Gelegenheit hat sollte man sich vorher über eine Gezeitentafel informieren, wann der Besuch richtig lohnt. Die bekommt man bei der Touristeninformation in Bodø. Wir nutzen die Gelegenheit uns für den Abend mit Vorräten einzudecken denn am südlichen Parkplatz ist ein Supermarkt.

Im weiteren Verlauf der Route 17 bis zum Tagesziel Furøy Camping bei Halsa kommen wir durch diverse Tunnel, die uns immer wieder überraschen. Meist schnurgerade roh durch den Fels gehauen und teilweise Endlos lang. So konnten wir die BlueBike Teamtalk Funktion bis zu einer geschätzten Reichweite von 1km im Svartistunnel ausprobieren. Der Tunnel geht 7,5km immer gerade aus und es ist mehrfach gelungen eine TeamTalk Verbindung der Helme herzustellen wenn sonst kein Fahrzeug in der Nähe war. Wenn man bedenkt, das BlueTooth bis 100m spezifiziert ist erstaunt das den Fachmann doch sehr. Aber das sind natürlich nur Ausnahmen unter idealen Bedingungen. Mit Hindernissen zwischen den Helmen (LKW, Kurven um Felswände etc.) kann auch schon 100m manchmal zu viel sein. Ach ja, in den Tunneln ist es bitter kalt und wenn man draußen gefühlte 30° in der Sonne hat macht man drinnen die Griffheizung an.

Kurz hinter dem letzten Tunnel für heute erreichen wir einen Rastplatz hoch über dem Fjord, der uns einen ersten Zipfel des Svartisen Gletschers erhaschen lässt. Zusammen mit einigen Deutschen Wohnmobilfahrern genießen wir die Aussicht und beobachten die Ausflugsschiffe, die Touristen zum Gletscher bringen. Lange können wir aber nicht bleiben denn wir müssen noch auf dem Campingplatz einchecken und hoffen, das es dort einen Fernseher gibt. Es steht in der EM das Spiel gegen Griechenland auf dem Programm.

So legen wir die letzten Kilometer Richtung Halsa zurück und finden den Platz dann auch recht bald. Wir werden schon erwartet und man bringt uns zu unserer Hütte. Wir hatten beim Eintreffen schon welche gesehen, sind aber erstaunt als es an diesen kleinen Hütten vorbei zum anderen Ende des Platzes geht. Hier warten fast neue Komforthütten auf uns und wir sind wirklich erstaunt über die Ausstattung und Einrichtung. Hier kann man es sehr lange aushalten. Direkt am Wasser mit Blick auf den Gletscher. In der kleineren Hütte nebenan hat eine weitere deutsche Motorradtruppe  einen Erstbezug und spontan beschließen wir das Fußballspiel gemeinsam anzusehen. Bei ihnen ist nämlich der größere Fernseher 🙂 So sehen wir den Sieg für Deutschland 4:2 gegen Griechenland.

Es ist schon wieder Mitternacht und es gibt immer noch was zu tun. Die gegenüber liegenden Berge bekommen von der tief stehenden Sonne ein paar rote Strahlen ab. Die Kameras müssen noch auf den Laptop gesichert werden, die Aufzeichnungen der Navis müssen auch übertragen werden. Alle Geräte an die Ladegeräte usw. Schon ist es wieder fast 1Uhr. Die Nachbarn sind auch ins Bett und Schlafsack verschwunden und für uns wird es auch Zeit das Matratzen-Lager im ersten  Stock der Hütte aufzusuchen.

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