Norwegen – Alles Super?

Tag 7: von Furøy Camping nach Rica Hotel Sandnessjøen, 181km

Wir haben ein Problem: Die Nächte sind einfach zu kurz. Nachdem wir ein bisschen den Sieg unserer EM Mannschaft zusammen mit unseren Nachbarn gefeiert und alles andere fertig gemacht haben ist es auch schon wieder 1Uhr. Der Wecker klingelt um halb Acht und schon geht es wieder weiter auf der Piste. Dabei könnte man hier in Furøy gut noch ein einen oder zwei Tage bleiben. Ein Abstecher zum Gletscher auf der anderen Seite des Fjords lockt und auch die Hütte lädt zum bleiben ein.

Die Sonne lacht bis über die Ohren, es ist warm und angenehm und so machen wir uns auf den sehr kurzen weg zur ersten Fähre direkt am Hüttenplatz. Unsere Nachbarn sind auch schon da und wir werden sie auf dem Weg nach Süden noch öfters treffen. Die Fähre nach Ågskardet kommt pünktlich und 10 Minuten später sind wir wieder unterwegs auf der Route 17, immer an der Küste entlang. Unser nächstes Etappenziel ist Jektvik, wo wir die 1h Fähre nach Kilboghamn nehmen wollen. Die Fahrplanmäßige Fähre kommt aber nicht oder ich habe den Plan falsch gelesen und so stehen wir über eine Stunde am Anleger und warten. Langweilig wird es trotzdem nicht, denn unsere Nachbarn sind wieder da und wir kommen auch mit anderen Norwegen Besuchern ins Gespräch. Die BlueBike Anlage im Helm sorgt derweil für ein bisschen Musik. Helm liegt auf dem Moped, voll aufgedreht, reicht für alle.

Endlich kommt die Fähre und wir fahren mit ihr erneut über den Polarkreis. Eine Skulptur an der Küste zeigt die Stelle von 66.33° an und wir verabschieden uns von unserem Nordland Erlebnis. Sie Sonne brutzelt ganz gut auf uns herunter und die Überfahrt vergeht wie im Fluge. Die Überfahrt kostet knapp 12€. Auch die anderen Fähren die wir nun nutzen werden halten sich Preislich im Rahmen. Scheinbar das einzige, was in Norwegen einigermaßen günstig ist. Um 13Uhr40 haben wir wieder Land unter den Reifen und es geht weiter auf der Route 17. Eigentlich könnte man hier alle paar Meter stehen bleiben und Fotos machen. Hinter jeder Biegung gibt es neue phantastische Aussichten. Ungewohnt ist es auch durch eine Landschaft wie in den Alpen zu fahren und beim Blick auf das Navi zu sehen, das man auf Meereshöhe unterwegs ist. Wir genießen die Strecke in vollen Zügen und freuen uns über ausgesprochen wenig Verkehr.

Um 15Uhr30 erreichen wir unsere Fähre in Nesna genau zur richtigen Zeit. Kaum angekommen und schnell getankt, die Tankstelle ist direkt am Anleger, geht es auch schon wieder an Bord und ab nach Indre Låvong. Auf den Fähren wird zügig gearbeitet. Rauf, Klappe zu, los. Wenn der Anleger in Sicht kommt sollte man schleunigst zum Motorrad gehen um sich anzuziehen und startbereit zu sein.

Wir nähern uns unserem Ziel in Sandnessjøen und sind noch völlig entspannt, aber das ändert sich leider bald.

Ich stehe oben an der Helgelandbrücke und mache Fotos. Carlo und Daniel sind zum anderen Parkplatz am Fuß der Brücke gefahren und warten dort. Sie wollen noch mal zu mir hoch kommen und auch Fotos machen. Carlo kommt, Daniel nicht. Nach einiger Zeit fahren wir zum anderen Parkplatz wo und Daniel erklärt das ihm gerade die Kardanwelle gebrochen ist. Jetzt ist Guter Rat teuer. Mit Hilfe freundlicher Campingbus Fahrer aus Deutschland, die hier auch gerade stehen, geht es erst mal die letzten 5km ins Hotel. Das Motorrad bleibt auf dem Parkplatz.

Es ist Samstag Abend und zusätzlich feiert man die Petter Dass Tage so das fast alles geschlossen ist und sehr schwer werden wird irgend etwas zu organisieren. Wir haben aber für die Aktivitäten im Hotel zu dieser Gelegenheit keine Zeit und lassen das Konzert im Hotel ausfallen und verzichten auf das spezielle Menü zu diesem Fest. Jetzt müssen wir erst mal unsere Optionen prüfen und sehen, wie es weiter geht. Reparatur ist mangels Teilen nicht vor Ort in der uns verbleibenden Zeit möglich. Wir versuchen über alle Kanäle irgendwas zu erreichen, Quälen Facebook und die Foren und müssen uns letztendlich doch an den ADAC wenden.

Während dem langweiligen Fußballspiel Frankreich:Spanien haben wir einen Plan ausgearbeitet und wissen hoffentlich wie es weiter geht. Das Moped wird abgeholt und per Sammeltransport vom ADAC nach Deutschland gebracht. Daniel kriegt einen Leihwagen und wird uns den Rest der Tour im Auto begleiten. ADACplus sei dank! Und was positives hat die Sache auch noch: unser Gepäck kommt ins Auto. Soweit stand der Dinge am Abend. Der Tag morgen wir zeigen, was davon wirklich klappt. Durch die ganze Hektik bleibt uns nur Zeit für ein kleines Abendessen auf dem Zimmer mit Sachen aus dem Supermarkt um die Ecke. Schnell wird es spät und wir müssen morgen irgendwie weiter.

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Norwegen – Tag 8

Tag 8: vom Rica Hotel Sandnessjøen nach Namsos Camping, 283km

Wir sitzen im Rica Hotel und warten auf die Infos vom ADAC und dem Abschlepper. Der kommt dann auch mit etwas Verspätung und holt erst einmal Daniels Motorrad ab. Das wird in ca. 2 Wochen dann wieder in Deutschland sein.  Man muss sich hier nicht weiter darum kümmern. Soweit – Sogut. Nur wie geht es weiter? Carlo und ich warten so lange wir können und lassen dann Daniel erst einmal im Hotel zurück. Wir müssen weiter. Daniel will und auf dem laufenden halten ob er uns noch folgen kann oder wie es sonst weiter geht. Es ist nicht zu ändern und so setzen wir nur zu zweit die Tour fort.

Wir haben wieder ein ziemlich straffes Programm auf dem Plan. Diverse Fähren auf der Route 17 müssen wir nehmen um unser Tagesziel in Namsos zu erreichen. Es sind eigentlich nicht viele Kilometer aber durch Fähren und Pausen wird sich das ganz schön ziehen. Das gute Wetter hält an und verspricht uns einen weiteren schönen Tag auf der Küstenstraße.  Hier wird es auch nie langweilig. Die ständig wechselnden Aussichten entzücken das Auge, die abwechslungsreiche Wegführung der Straße entzückt den Fahrer. Wir müssen heute auch nicht mehrere Lagen an Bekleidung tragen, denn es ist reichlich warm. Es empfiehlt sich allerdings unter der MotoFast Kombi Funktionswäsche zu tragen. Das ist einfach angenehmer da die Kombi dazu neigt auf der Haut zu kleben. Mit offener Belüftung in der Jacke und besagter Wäsche ist es dann doch recht angenehm zu fahren.

Am liebsten würden wir bei dem einem oder anderen Stopp in den Atlantik springen. Das Wasser sieht so einladend aus aber der Fingertest hält uns dann doch davon ab. Es ist einfach zu frisch. So bleibt es bei dem Wunsch und einer ausgedehnten Zigarettenpause für Carlo. Wir prüfen ab und zu mal die SMS ob es was neues von Daniel gibt, aber da tut sich nichts. Wir beginnen uns so unsere Gedanken zu machen. Kritische Blicke richten wir auch auf Carlos HBZ und auf seine Gabel, die auch anfängt zu lecken. Nur die Zylinder scheinen inzwischen doch dicht zu sein. Vermutlich einfach zu viel des guten Castrol Öls drin.

Das die Norweger verwegene Baumeister sind zeigt uns bei Foldereid wieder mal die Wegführung. Man fährt durch einen Tunnel der vor dem Ende abknickt und kommt direkt von der Ausfahrt auf eine schräg abfallende Hängebrücke Foldabru, die den Fjord überspannt. Man fragt sich unwillkürlich, wie die die Brücke da überhaupt hinstellen konnten da sie auf der einen Seite direkt am Berg klebt.

Bald darauf erreichen wir wieder den Flusslauf des Namsen. Hier sind die Hinweise auf Unterkünfte für Angler unübersehbar. Die ganze Region scheint gut davon zu leben, das Angler aus aller Welt hier auf Lachse gehen. Selbst unser Camping Platz, den wir trotz plötzlich aufgezogener Wolken noch trocken erreichen, macht da keine Ausnahme. Wer hier her kommt bleibt in der Regel ein paar Tage um sein Glück im Namsen zu probieren. Wir beobachten da lieber die zahlreichen Eichhörnchen auf dem Platz, die hier allgegenwärtig sind.

Es ist Sonntag und wir haben noch ein kleines Problem: Unterwegs war nirgends eine Gelegenheit zum einkaufen und Daniel hat versehentlich einen Teil unserer Vorräte in seinen Taschen. So müssen wir mit dem auskommen, was der Kiosk hergibt. Hier auf dem Platz erreicht uns dann auch die ersehnte Nachricht von unserem dritten Mann. Der ADAC hat ihn 10 Stunden warten lassen um eine Entscheidung zu treffen und die liegt ganz und gar nicht in unserem Interesse. Kein Mietwagen, obwohl die billigste Alternative, sondern eine weitere Übernachtung im Hotel, dann Rückflug nach Oslo und von da Rückflug nach Berlin. Sehr schade für uns alle, da so auch die bereits bezahlte Rückfahrt auf der Fähre verfällt.

Wir sind ein wenig geknickt und müssen sehen, das wir das beste daraus machen. Und während wir so nachdenken beginnt es draußen zu regnen. Nicht lange, ein kräftiger Schauer. Wo ist das Problem? Die Stiefel stehen draußen zum entlüften und keiner hat dran gedacht sie rechtzeitig rein zu holen. Also kommt erst mal der Föhn zum Einsatz, denn ich möchte gerne trockene Stiefel haben.

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Norwegen – Tag 9

Tag 9: von Namsos Camping nach Tråsåvika Camping, 269km

Heute ist Montag. In einer Woche müssen wir wieder arbeiten. Aber jetzt sitzen wir in Norwegen vor der Hütte in der Sonne, ein Kaffee  in der Hand und genießen einfach nur. Die Schuhe sind auch wieder trocken und das Wetter hält sich. Wir wollen heute über die Route 17 und später 715 gefolgt von 710 fahren, die uns in die Nähe von Trondheim bringen soll. Aber zuerst haben wir ein ganz triviales Problem zu lösen. Das geht schnell – dachten wir.

Carlos Kronen gehen zur neige und er möchte Euros in NOK wechseln. Nun gut, Namsos ist eine größere Stadt mit einigen Banken und so machen wir uns auf den Weg. Die erste macht keine Bargeld Sachen, schickt uns zur nächsten. Die will nicht wechseln, schickt uns zu nächsten. Die will aber auch keine Euros haben und schickt uns zur Post. Nach dem wir die gefunden haben müssen wir auch hier feststellen: Kein Geldwechsel. Ohne Kreditkarte bist du in Norwegen einfach nichts. Die Norweger bezahlen einfach alles damit und Euro will man hier nicht. Wir werden das Problem über meine Karten lösen und endlich können wir uns wieder auf den Weg machen.

Kurz vor Namdalseid verabschieden wir uns von der Route 17, die uns bis hier her viel Spaß gemacht hat. Wir biegen auf eine Straße mit 3 Zahlen ab. Hätte ich bei der Planung gewusst, was das bedeuten kann, hätte ich die Route anders gelegt. Aber man lernt jeden Tag was neues und wir müssen nun da durch. Bereits nach wenigen Metern wird der Asphalt durch festen Schotter abgelöst. Entgegenkommende Autos und LKWs beweisen uns aber, das es eine normale Landstraße ist. Für Fahrzeuge mit 4 Rädern auch kein Problem aber wir eiern ganz schön über die Piste, immer darauf bedacht in der Fahrspur zu bleiben und nicht auf den losen Schotter zwischen den Spuren zu kommen. Die Schilder ‚Achtung Kurven‘ sind sonst ja immer eine Helle Freude für Biker aber hier freuen sich nur Enduro Fahrer über so was.

Das geht noch viele Kilometer so weiter. Langsam mache ich mit Gedanken über die Reifen, ob sie die scharfen Steine überstehen. Ein Plattfuß fehlt uns noch in der Sammlung von Problemen. Zum Glück bleiben wir aber davon verschont und langsam gewöhnt man sich an den Untergrund. Voll beladene Straßenmaschinen sind hier fehl am Platz. Es geht langsam höher hinauf und plötzlich stehen wir mal wieder vor einer Baustelle. Teert man die Straße? Nein, wir erleben wie eine Schotterstraße instand gesetzt wird. Eine Riesenfräse fährt über die Piste, reißt sie auf, hinterher kommen Walzen und Planieren. Unser Problem: Die Walze war noch nicht da und wir müssen ein paar hundert Meter durch durch den frisch aufgerissenen Boden. Währen die Spuren der Räder von der Fräse nicht gewesen würden wir da wohl noch immer stehen…

Seit einiger Zeit beobachten wir eine Dunkle Wolke vor uns. Die entpuppt sich als Gewitterzelle und am höchsten Punkt der Piste begrüßt sie uns mit einem kleinen Regenguss. Wir machen uns aber nichts daraus und sehen zu das wir weg kommen. Kurz darauf lassen wir das Wetter hinter uns – dachten wir. Dummerweise führt uns die Route 715 von der Küste genau um den Berg herum und so kriegen wir den Regen von der anderen Seite gleich nochmal. Dumm gelaufen. Allerdings ist es nicht so viel das wir die Regenkombis überziehen müssten. Diese Dusche halten die MotoFast Sachen ab.

Wir verlassen die 715 und biegen auf die 710 ab, die uns zu unseren einzigen Fähre an diesem Tag in Brekstad bringt. Sie wird uns über den Trondheimfjord bringen. Dummerweise sehen wir die Fähre noch ablegen und so müssen wir eine Stunde warten. Es zieht sich zu und die Musik aus dem Helm, den wir wieder zur BlueBike Stereo Anlage umfunktioniert haben, wird vom Lärm der startenden Jets des nahen Militärflughafens oft übertönt. Als die Fähre endlich kommt treffen wir noch einen Norweger, der auch mit einer Roten BMW R850r unterwegs ist. Nur sieht seine fast Fabrikneu aus. Da putzt einer wohl sehr viel.  Wir fahren gemeinsam am Fjord entlang ud verabschieden uns in Orkanger von ihm.

Unser Ziel liegt nur wenige Kilometer entfernt am Orksdalfjord bei Sildværet. Aber Achtung, nicht die Ausfahrt verpassen. Das ist ein wenig Trickreich. Man fährt ein kurzes Stück E39 und muss dann zu parallel verlaufenden 800 abbiegen, sonst geht es erst mal durch einen Tunnel. Dank der rechtzeitigen Ansage des Navis kriegen wir die Ausfahrt. Ich bin sicher, ohne wären wir daran vorbei gefahren. Auf dem Platz erwartet man uns schon und beschreibt uns den weg zur Hütte. Trotzdem finden wir sie nicht sofort, weil wir das nicht erwartet haben. Ein Neubau, wenige Tage alt und absolut vom feinsten. Darf ich hier einziehen und bleiben?

Wer mit dem Auto hier her kommt sollte vorher in Orkanger einkaufen. Auf der 800 ist eine Mautstation und es wäre blöd da dann dreimal durchzufahren weil man was vergessen hat. Der Platz eignet sich gut als Stützpunkt für Ausflüge nach Trondheim und die Umgebung hat einiges zu bieten.

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Norwegen – Land unter

Tag 10: von Tråsåvika Camping  nach Solvang Camping, 309km

Heute müssen wir erst mal eine Entscheidung treffen wie wir den Tag angehen. In Trondheim kommt gegen Mittag der neue Bremszylinder für Carlo an. Nach einer erneuten Sichtung am Motorrad beschließen wir aber uns das Teil nach Hause schicken zu lassen. Die BMW scheint noch weiter durchzuhalten und das Schauglas zeigt keine Luft. Das ist auch gut so, da wir heute eine recht lange Etappe vor uns haben und auch ein paar feste Stopps für Fotos eingeplant haben.

Aber was nützt all die schöne Planung, wenn Petrus nicht mitspielt? In der Nacht begann es zu Regnen und es hört einfach nicht mehr auf. Ein penetranter Dauerregen wird uns den ganzen Tag begleiten. Schon beim beladen der Motorräder direkt vor der Tür werden wir durchgeweicht. Es macht keinen Spaß. Wir werden auch gleich zusätzlich die Regenkombis überziehen da sich die Sachen von MotorFast diesem Wetter geschlagen geben müssen. Da gibt es wohl nur wenige Hersteller, die dicht bleiben, wenn man 6-8h unter der Dusche steht.

Unser Weg wird heute der E39 folgen. Das geht auch ohne Navi ganz gut da man einfach der guten Ausschilderung folgen kann. Unsere Stimmung ist etwas gedrückt. Die Wolken hängen sehr tief, man sieht kaum was von der Landschaft. Auch an der Mautstation Krifast, die einzige auf der Tour wo auch Biker zahlen müssen, lohnt sich nicht den Fotoapparat auszupacken. Alles Grau in Grau als wir die Imposante Gjemnessund Brücke überqueren. Bei der Planung habe ich schon gesehen, das sich hinter der Brücke irgendwas tut und richtig, hier wird gebaut. Die E39 wird durch einen neuen Tunnel durch die Insel geführt, aber der ist noch nicht fertig. Das Navi kennt die Strecke schon aber wir folgen der alten Trasse an der Küste entlang. Bei gutem Wetter ist das viel schöner.

So ein Boxer, wie Carlo ihn fährt, entwickelt bei diesem Wetter besondere Qualitäten. Die Zylinder sind ideal dafür geeignet die durchweichten Handschuhe zu trocknen und die Hände aufzuwärmen – wenn man keine Griffheizung hat. So arbeiten wir uns bis Molde durch, wo wir auf die 64 abbiegen und einen weiteren verwegenen Tunnel unter dem Fjord durch nehmen. Es folgt eine der inzwischen gewohnten Fährpassagen und kurze Zeit später müssen wir auf der 136 aufpassen den Abzweig zum Trollstiegen nicht zu verpassen. Den nimmt man möglicherweise nicht so ganz ernst da man das zuerst für eine Fußgängerbrücke hält, aber nein, hier geht es wirklich rein auf die 63.

Die Straße ist schmal und windet sich das Tal hinauf. Wir müssen uns an ein paar WoMos vorbei quetschen die lieber in die Gegend gucken als auf die Straße. Zu sehen gibt es aber sowieso nichts. Die Wolken sitzen im Tal fest und es regnet ohne Unterlass weiter. Als nach den letzten Biegungen der Imposante Aufstieg vor uns liegt gibt es die ersten leichten Bedenken. Bei trockener Straße richtig nett aber jetzt läuft das Wasser in kleinen Bächen über die Fahrbahn. Dazu sind einige Busse und andere Fahrzeuge unterwegs. Wir nehmen es sportlich und machen uns vorsichtig auf den Weg nach oben.

Uns bleibt nichts anderes Übrig als auf Bilder im Web zu verweisen, wenn man was vom Trollstiegen sehen will, denn wir sehen einfach nichts. Nur Wolken und Wasser. Auf der Fahrt nach oben müssen wir sehr aufpassen denn auch das Wasser auf den Visieren der Helme stört gewaltig. Zum Glück beschlagen sie nicht, da das Pinlock innen Visier im HJC Helm ganze Arbeit leistet. Bei unseren versuchen doch noch Bilder zu machen befürchten wir das uns die Kameras absaufen. Ein Unterwasserschutz wäre hier nicht die falsche Option.

Oben auf dem Trollstiegen halten wir bei merklich gefallenen Temperaturen noch einmal auf dem Aussichtsparkplatz und folgen dem Schmelzwasserfluss bis zu seiner Fallkante. Die Norweger haben einen spektakulären Laufsteg direkt an die Kante gebaut und wer nicht schwindelfrei ist könnte seine Probleme bekommen. Teilweise kann man durch Gitter nach unten direkt in das reißende Wasser zu seinen Füßen gucken. Es tost ohne Ende. Ich möchte nicht wissen, wie viele Millionen Fotos hier geschossen wurden. Wir schaffen nur eine Handvoll und sehen zu die teure Technik schnell wieder trocken zu legen.

Da das Wetter so mies war muss ich an dieser Stelle einfach mal auf ein Video bei YouTube verweisen, was mehr von dieser schönen Gegend zeigt. Das Video stammt nicht von mir.

Wir fahren anschließend weiter auf der 63 bis zur Fähre nach Eisdal über den Norddalsfjord. Endlich bleibt der Regen hinter uns, aber trocken ist es noch lange nicht. Nach der Fähre geht es auf der 63 weiter das Tal hinauf in Richtung Geiranger, aber der steht erst morgen auf dem Plan. Heute ist nach wenigen Kilometern Station mitten im Tal auf dem Solvang Camping Platz. Hier haben wir eine große Hütte für uns und fangen sofort an unsere Klamotten zu trocknen. Trotz zusätzlicher Regenpelle sind alle Sachen irgendwo nass und die Schuhe sind durch. Das wird bis zum nächsten Morgen dauern und wir freuen uns über die Heiße Dusche in der Hütte.

Der Platz selber ist etwas anders als die vorher von uns besuchten. Hier gibt es kein Internet, kein Fernsehen und kein Radio, was uns nicht weiter stört. Dafür kann man in der Rezeption Frühstücken und auch etwas richtiges essen. Es ist recht ruhig auf dem Platz und man hört nur das Rauschen der umliegenden Schmelzwasserflüsse die von den Bergen herunter kommen. Sogar die Sonne lässt spät am Abend noch einmal blicken, was uns ein wenig Hoffnung für den nächsten Tag gibt. Wir nutzen die Ruhe um Carlos Kamera trocken zu legen, die Feuchtigkeit im Objektiv hat.

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Norwegen – Die Sonnenseite

Tag 11: von Solvang Camping nach Sjøtun Camping

Die Nacht war ganz schön frisch aber jetzt lacht uns die Sonne entgegen als wir auf der Terrasse sitzen und Kaffee trinken. Keine Wolke ist mehr zu sehen und das Regenwetter von gestern scheint nur noch graue Erinnerung zu sein. Spätestens bei der Kontrolle der Sachen fallen die noch immer etwas klammen Stiefel auf die davon zeugen, was gestern auf der Piste los war. So verrichten wir in Vorfreude auf den Tag unser tägliches Aufbruchprogramm, verabschieden uns vom Campingplatz und machen uns auf der 63 in Richtung Geiranger auf den Weg.

Geiranger ist ein kleiner Ort am Ende des Fjords mit gleichen Namen. Auf fast keiner Norwegen Postkarte fehlt ein Bild von diesem Fjord, in dem sich ausgewachsene Kreuzfahrtschiffe tummeln. Wir haben das beste Wetter was man sich vorstellen kann und lassen die Fotoapparate heiß laufen. Wir sind schließlich auch Touristen und dürfen das. So zieht sich die Abfahrt ins Tal ein wenig aber uns hetzt ja keiner – noch nicht.

In Geiranger kommen wir an eine Tanksäule vorbei. Der Blick auf meine Anzeige zeigt noch reichlich was drin, das Navi sagt das die nächste in ca 13km Entfernung ist. Rückfrage bei Carlo über die BlueBike Anlage und von dort kommt auch das OK für die nächste Tankstelle. Das halten wir mal so fest. Weiter geht es jetzt am anderen des Tals den Berg hoch. Der Verkehr ist schon recht ordentlich, alles voller Touristenbusse. Was anderes haben wir aber nicht erwartet. Carlo gibt ein bisschen Gas um die Kurven auszukosten. Ich mach langsamer und schieße Fotos. Bald hole ich ihn ein wie er auf mich wartet und eine raucht – wirklich? Man ahnt es sicher schon, der Sprit in seiner BMW ist alle 🙂 Die Tankanzeige ist eher ein Schätz-o-Meter und durch die Bergauffahrt stieg der Verbrauch. Also was solls, ich lade Gepäck ab und fahre zur nächsten Tankstelle. Blöderweise falle ich auf mein Navi rein, was mir auch nach Jahren der Benutzung mal passieren darf. Das Garmin278 ist kein Straßennavi und zeigt die gesuchten Wegpunkte in der Entfernung als Luftlinie an und so werden aus jetzt noch 12km gut 35km Straße. Ich darf den ganzen Weg am Dalsnibba vorbei zur 15, durch die 3 folgenden Endlostunnel, die Serpentinen runter nach Grov zur Automatentankstelle (!) wo ich mit mühe und Not ein Benzin taugliches Behältnis auftreiben kann. Dann der ganze Spaß zurück zu Carlo, der die Aussicht genießt und sich sonnt.

Es steht fest: die R850r kommt 330km weit mit einer Tankfüllung. Als die BMW wieder läuft geht es nochmal den ganzen Weg. Dalsnibba müssen wir wegen dem Zeitverlust von fast 2 Stunden auslassen (sehr schade!) und so fahren wir heute ein 2. mal tanken. Bei der anschließenden Pause auf dem neben liegenden Rastplatz bleibt noch ein Messer liegen, was wir erst abends merken – ärgerlich. Aber wenn man Pech hat, gesellt sich oft noch was dazu. Und habe ich schon erwähnt, das es in den Tunneln wirklich kalt ist?

Wir fahren weiter auf der 15 um bei Hjelle kurz die ausgebaute Strecke zu verlassen. Wir fahren nicht durch den Hjelletunnel sondern den alten Weg am Ufer des Strynevatnet entlang. Eine gute Entscheidung, denn es ist schön hier und ruhig. Nur wenige Meter weiter betätigen wir uns als Ziegenhirte als uns eine Herde Zwergziegen vor die Motorräder rennt. So gesehen war der kurze Abstecher echt ein Stimmungsheber nach all dem Stress.

In Stryn verlassen wir die 15 und biegen auf die 60 ab, die uns um den Innvikfjord bringt. Wieder so eine schöne Strecke direkt am Wasser, wo man nicht weiß, wohin man zuerst gucken soll. In Utvik geht es dann überein paar Serpentinen den Berg von 0 auf 600m auf das Utvikfjell rauf. Wieder runter vom Bergrücken kommen wir nach Byrkjelo wo wir unsere alte Bekannten E39 treffen und uns in den Verkehr einreihen, der hier sprunghaft ansteigt. So quälen wir uns einige Zeit am See Jølstravatnet entlang um dann die Erlösung auf der Route 13 zu finden, auf die wir nach links abbiegen. Diese Route wurde als Touristenroute angelegt und so sind wir hier genau richtig.

LikholefossenEs herrscht fast kein Verkehr und es geht durch eine beschauliche Landschaft. Alle paar Meter gibt es was zu sehen und der Fotoapparat bleibt immer griffbereit. Allerdings treffen wir hier wieder auf diese langen Bodenwellen, die für zusätzlichen Spaß beim fahren sorgen. Da haben die Dämpfer wieder was zu tun. An einem ausgewiesenen Rastplatz machen wir einen Halt und gehen runter zum Fluss Gaularvassdraget. Über eine Stromschnelle (Likholefossen) ist eine stabile Edelstahlbrücke in Form einer Hängebrücke gebaut worden die es erlaubt direkt über  die Stromschnellen zu wandeln – das hat was.

Langsam fahren wir das Tal hinauf und kommen auf gut 740m am Ende an. Hier am Nystolsvatnet haben wir dann noch mal ein paar schöne Haarnadelkurven runter in das Tal mit Aussicht ohne Ende. Man kann sich kaum zwischen gucken und fahren entscheiden. Im weiteren Verlauf geht es am Vetlefjord und Esefjorden entlang unserem Ziel in Balestrand entgegen, wo wir auf dem Sjøtun Camping Platz einchecken.

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