26.6.2004 – durch die Schweiz und Österreich nach München
Bereits am frühen morgen läuten mich die Glocken der Kirche nebenan aus den Federn. Die Sonne strahlt zwischen ein paar Federwolken durch. Das Frühstück ist sehr lecker und das Hotel insgesamt doch recht empfehlenswert. Ich such meinen Kram wieder zusammen und verstaue alles für die letzte Etappe dieser Reise.
Ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Der Weg für heute ist einfach am Computer entstanden. Ich habe mir in der Navi-Software einfach kleine Straßen rausgesucht und zusammen geklickt. Da kann sicher die eine oder andere Überraschung auf mich warten. So was wie GoogleEarth gab es noch nicht und auf dem Plan der Software ist alles nur 2D. Pässe und andere Spezialitäten waren auch noch nicht so oft verzeichnet. Mein Zug geht gegen 21Uhr von München Ost und so habe ich gut 12 Stunden Zeit für die etwa 350km die ich heute geplant habe.
Die Strecke führt mich von Wildhaus erst einmal wieder zurück nach Neu Sankt Johann. Ich muss den Säntis umrunden um zur Schwegalm zu kommen. Hier treffe ich auf Teilnehmer einer Oldtimer Rallye, die mir bald noch Probleme machen wird. Die Schwegalm ist so ein kleiner Wachmacher am morgen und schön zu fahren. Kurz darauf in Zürchersmühle sind auf einmal Straßen wegen der Rallye gesperrt. Leider genau die, die ich fahren wollte. Ich muss mir Schleichwege suchen um in meine geplante Richtung fahren zu können.
Ich verlasse nun St. Gallen und komme ohne größere Probleme nach Appenzell und fahre über Gais nach Altstätten. Ab hier habe ich mir auf dem Plan eine gewundene Nebenstraße rausgesucht – die Trogener Straße. Diese führt auf einem Höhenweg am Rande des Tals entlang und erlaubt weite Blicke in die Landschaft. Ich kann nach Norden bis zum Bodensee gucken, wo ein Zeppelin seine Runden zieht. Der Verkehr ist fast nicht vorhanden und ich genieße die Gegend. Nur auf die Hinterlassenschafften der Rindviecher muss ich aufpassen die die eine oder andere Überraschung auf der Straße platzieren.
Bei Dipoldsau wechsele ich über nach Österreich. Hier lege ich erst mal eine Mittagspause ein, denn die Preise sind hier deutlich niedriger als wie in der Schweiz. Auch stell ich erstaunt fest, das die Österreicher was ganz anderes unter einem Maxi Menu in einer bekannten Fastfood Kette verstehen. Ich schaff das kaum. Wir in Deutschland werden da offenbar ganz schön abgeschöpft.
Frisch gestärkt folge ich meiner Route und komme unverhofft an das Furkajoch, nicht zu verwechseln mit dem Furkapass in der Schweiz. Da kommt Freude auf als ich den Pass in Angriff nehme. Die Straße schlängelt sich bis auf über 1700m hoch. Wohnmobile und andere Verkehrshindernisse dürfen hier nicht hoch und so hält sich der Verkehr in Grenzen. Es sind selbstredend ein Haufen Biker unterwegs, aber es geht gelassen zu. Oben auf der Passhöhe bleibt zeit für eine Pause um die Sinne ein wenig schweifen zu lassen.
Es geht vom Pass runter in Richtung Damüls und Au. Ich folge dem lauf des Lech, immer durch das Tal. Die Zeit verfliegt wie im Flug. Es fährt sich einfach ohne Stau, ohne Hindernisse auf 1A Straßen. Kurz vor Elmen muss ich wieder aufpassen um die Abzweigung nicht zu verpassen. Mein Navi kennt noch kein Autorouting und so merk ich erst in der Stadt das ich zu weit gefahren bin. Macht nicht, ich habe ja Zeit.
Die L266, auf der ich nun fahre, sah auf der Karte nicht weiter spektakulär aus, aber ich täuschte mich gewaltig. Diese Straße wird zur L72 und führt mich auf das Hahntennjoch. Das es auf der Karte kaum erkennbar war liegt daran, das die Streckenführung ohne große Kehren auskommt. Mit vielen kleinen Kurven schlängelt sich die Straße im Berghang entlang. Auf der einen Seite Felsen, auf der anderen Seite Abgrund, nur durch ein Seil und ein paar Pfosten von der Fahrbahn getrennt. Durch die vielen Kurven um die Felsen ist eigentlich wenig Sicht auf den entgegen kommenden Verkehr, was aber einige Motorradfahrer nicht von haarsträubender Fahrweise abhält.
So erreiche ich Imst von wo aus ich in Richtung Fernpass fahre. Der ist wenig interessant und ziemlich verkehrsbelastet aber das ist mein Weg Richtung Garmisch. Der Himmel zieht zu und es fängt an zu tröpfeln. Zum Glück nicht sehr stark. In Griesen, gleich hinter der deutschen Grenze steht dann mein erster Blitzer auf der ganzen langen Reise. Willkommen zu hause. Schnell durch Garmisch und raus aus der Stadt folge ich nun der B2 und B11 zur Isar. In Wallgau nehme ich die Mautstraße an der Isar entlang. Ich bleibe bis München in der Nähe des Fluss und erreiche trotz gemütlicher Fahrweise die Stadt viel zu früh. So muss ich am Bahnhof noch 3h warten bis mein Zug mich wieder nach Berlin bringt.
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