3.Tag – Buir nach Zeebrugge

26.5.2003 – Von Buir durch Belgien nach Zeebrugge zur Fähre

Wichtiger Hinweis: Die Verbindung von Zeebrugge nach Rosyth wurde von Superfast eingestellt.

Heute sind noch Brigitte (Suzuki) und Gerald (Yamaha XJR1300) aus Weinstadt und Bernd (BMW GS 1150) aus Nürnberg zu uns gestoßen. Die Sachen fertig gepackt, so das man auf der Fähre möglichst wenig mit schleppen muss, und ab geht es in Richtung Aachen und weiter über Brüssel nach Zeebrugge zum Fährhafen. Die Fahrt durch Belgien ist langweilig – stures Tempolimit auf guten Autobahnen. Kurz vor der Fähre tanken wir noch einmal billigen Kraftstoff. Das Benzin in Schottland soll angeblich teurer sein.

Trotz einiger Pausen sind wir etwas früh dran, was den Vorteil hat, das wir vorne stehen und in aller Ruhe unsere Tickets holen können und ganz vorne in der Schlange stehen. Die Zeit hätte gereicht um einen Abstecher nach Brüssel rein zu machen, aber man weiß ja nie und die Fähre warte nicht auf Nachzügler. Da wir keine Kabine haben ziehen die meisten sich bereits jetzt um und verstauen soweit möglich alles in den Koffern und Taschen, die während der Überfahrt am Motorrad bleiben. Während der Überfahrt ist kein Zugang zum Parkdeck möglich! Das Wetter ist erstklassig. Es ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Der Wetterbericht kündigt für Deutschland eine Hitzewelle an. Wir sitzen und warten. Der Ticketschalter mit seiner Wartehalle bietet keine Abwechslung. Hier gibt es noch nicht mal einen Imbiss, nur einen Getränkeautomaten. Ich nutze die Zeit um mit Bernd einen Abstecher in die Stadt zu machen um eine Bank zu suchen.

Gegen 16Uhr30 geht endlich das Tor auf und wir rollen in die Fähre ein. Es ist schon recht beeindruckend, wenn man noch nie auf so einem Schiff war. Wir fahren einmal durch das Schiff, dann im Schiff ein Deck höher und stellen uns dicht bei dicht hin. Jeder beäugt argwöhnisch die Schiffsmannschaft die damit beschäftigt ist Reisebusse rückwärts an unseren Bikes vorbei zu lotsen und anschließend die Motorräder zu vertäuen. Sie haben gelernt und es recht ordentlich gemacht. Teilweise wurde man sogar gefragt, wo der Fixpunkt sein soll.

Als nächstes besichtigen wir unseren Schlafsaal und finden den erwähnten Konferenzraum vor in dem wir uns erst mal schnell einen Platz sichern. Anschließend machen wir einen Rundgang über die Fähre, da außer der Bar noch nichts geöffnet ist. Der Zeebrugge Pier ist nicht gerade eine Augenweide, typischer Industriehafen mit Containerterminal und dahinter die Skyline des Zeebrugge Bad. An Bord der Fähre gilt bereits britische Zeit, also die Uhren eine Stunde zurückstellen.

Kurz nach dem Ablegen öffnet das Selbstbedienungsbuffet, welches mit 24€ nicht gerade billig ist, aber doch sehr lecker ist und eine große Auswahl bietet. Den Großteil des Abends haben wir dann in der Bar zugebracht um möglichst wenig Zeit im Schlafsaal verbringen zu müssen. Irgendwann musste man sich dann doch auf den nächsten Tag vorbereiten und legte sich hin. Dank Ohrstöpsel ging es auch ganz gut. Am nächsten Tag haben wir dann erfahren das man an der Rezeption Decken bekommen kann (wenn sie nicht vergriffen sind) und das die öffentlichen Duschen auf Deck 10 sind. Zu spät.

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4.Tag – Rosyth nach Inveraray

27.5.2003 – Von Rosyth nach Inveraray am Loch Fyne

Die Überfahrt verlief vollkommen ruhig. Die See war von Zeebrugge bis Rosyth spiegelglatt. Keine Wellen zu sehen. Die Fähre schafft an die 50 Km/h so das diese Strecke in 17 Stunden überwunden wird. Ganz langweilig war die Fahrt auch nicht, denn es gab immer wieder was zu sehen.

Firth of Forth EisenbahnbrückeEinige von uns haben nach dieser Horrornacht den Tag mit einem Frühstück im Buffet angefangen. Preis diesmal 12€. Die anderen haben sich mit Kaffee und Sandwichs in der Bar begnügt. Erste Blicke aus den Fenstern zeigten nach wie vor sehr ruhiges Wetter, aber es bewölkte sich zusehends. Als wir dann im Firth of Forth unter der Eisenbahnbrücke durch fuhren, hat es auch noch angefangen zu regnen. Willkommen in Schottland.

Die Motorräder sind dann auch schnell ausgeladen, alles verstaut und los geht es in das Abenteuer schottischer Links- und Kreisverkehr. Der Erste lauert dann auch gleich an der Ausfahrt und der Zweite folgt sogleich. Unser Guide Michael fährt vorne weg und wir wie die Gänse hinterher. So fällt es nicht weiter schwer sich an den Verkehr zu gewöhnen. Nur das rechts abbiegen ist sehr seltsam weil man auf Gegenverkehr achten muss. An den Kreisverkehr gewöhnt man sich schnell und die Autofahrer sind im Allgemeinen sehr rücksichtsvoll. Besonders bei ausländischen Kennzeichen. Nach einer halben Stunde denkt man schon nicht mehr daran und es geht automatisch.

Es ging dann langsam unseren heutigen Tagesziel Inveraray am Loch Fyne entgegen. Die Etappe führt uns durch die schöne Gegend des Trossachs National Parks und am Rande des Queen Elizabeth Forrest Park entlang. An den Ufern des Loch Lomond steuern wir unserem Ziel entgegen. Der leichte Nieselregen hat nachgelassen und hört dann ganz auf. Die Gegend ist hügelig und einfach nur grün. So ein sattes Grün habe ich selten gesehen. Die Wolken hängen tief, aber geben doch so manchen Blick frei, wenn man sich gerade mal nicht auf die Straße konzentrieren muss. Kurz vor dem Ende unserer Tagesetappe geht es zum ersten mal über eine kleine und versteckte Single Track Road. Diese Straßen haben alle paar Meter eine Ausweichstelle für den Gegenverkehr. Diese Straße ist einfach in die Natur rein gebaut ohne künstliche Begradigungen. So macht das Motorradfahren gleich doppelt Spaß. Auf und ab, links und rechts durch den Wald und die Heide. Toll.

Bei einem kleinem Halt genießen wir von einem Höhenzug aus die Aussicht auf Loch Fyne und Inveraray am gegenüberliegen Ufer. Die Wolken hängen tief, aber das Wetter spielt mit. Das Ziel ist nicht mehr weit und unsere Unterkunft im Lorona Guest House wartet bereits.

Lorona Guesthouse InverarayDas Guesthouse, geführt von Mr. & Mrs. Campbell, ist klasse. Liebevoll eingerichtet und irgendwie verspielt. Hier machen wir auch unsere ersten Erfahrungen mit der Funktion schottischer Duschen. Die meisten Duschen haben außerhalb des Bades einen Hauptschalter für den Durchlauferhitzer und dieser hat meist 2 Wahlschalter. Der erste ist für die Heizstufen und schaltet den Wasserfluss ein, der zweite regelt das Mischverhältnis. Die Dinger sind teilweise tückisch und man sollte warten bis die Temperatur stimmt, bevor man sich drunter stellt.

Inveraray CastleNachdem wir uns frisch gemacht und die Fähre abgespült haben, konnten wir unsere Motorräder in der Garage unseres Gastgebers verstauen. Netter Service. Anschließend sind wir dann los gezogen um uns den Ort, Stadt wäre zu viel gesagt, anzusehen. Der besteht zum Großteil aus einer Hauptstraße mit Touristengeschäften, dem Inveraray Castle etwas außerhalb und dem Inveraray Jail, das nun ein Gefängnis Museum beherbergt.

Tourguide hinter GitternDieses Museum haben wir dann auch gleich mal besichtigt. Die Macher haben sich redlich Mühe gegeben alles so realistisch wie möglich nach zustellen. Vieles ist mit realistischen Puppen im Jail ausgestattet und überall findet man Erklärungen, die in vielen Sprachen verfügbar sind (auch deutsch). Unser Guide fand es so wohnlich, das er gleich einziehen wollte, aber dann durften wir ihn doch wieder mitnehmen. Schließlich brauchen wir ihn die nächsten Tage noch.

Den Abend haben wir mit einem leckerem Essen im The George Hotel um die Ecke vom Museum und anschließenden Besuch der Public Bar gekrönt (Eingang um die Ecke!). Hier kamen wir dann auch erstmalig mit dem einheimischen Spitzenerzeugnis Scottish Single Malt Whisky in Kontakt. Die ersten Verkostungen wurden vorgenommen und ich war überrascht über die großen Geschmacksunterschiede. Wir ließen es langsam angehen, morgen sollte noch gefahren werden. Von diesem Tage an bin ich ein Fan dieses Getränks.

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13.Tag – Dufftown nach Rosyth

05.6.2003 – von Dufftown über die Grampian Mountains nach Breamar, Devil’s Elbow, Scone Palace zurück nach Rosyth zur Fähre

Hier in Dufftown bekommen wir ein Frühstück in leicht abgewandelter Form. Alles sehr lecker. Wir sammeln unseren Kram ein und packen so, das wir am Abend auf der Fähre möglichst wenig mit in die Kabine nehmen müssen. Anschließend geht es noch zur gegenüber liegenden Tankstelle um für den heutigen Tag gerüstet zu sein. Es ist unser letzter Tag in Schottland und es erwarten uns noch einige schöne Stellen zum Abschluss.

Wir fahren in Richtung Tomintoul in die Grampian Mountains. Auf dem Weg liegt noch die Glenlivet Destillerie, die wir zu einem kurzen Shop-Stopp nutzen. Die Führung lasen wir diesmal aus, denn heute ist der Zeitplan wichtig, da wir unsere Fähre nicht verpassen wollen. Außerdem ist es noch zu früh am Tag um die Produkte richtig würdigen zu können. So wandern schnell noch ein paar Pfund über den Ladentisch und ein paar Mitbringsel in die Koffer in denen es wie immer zu eng ist um sperrige Dinge wie Flaschen unter zu bringen. Auf unserem Weg nach Süden kommen wir noch einmal durch traumhafte Landschaften. Es tauchen Schilder auf, das die vor uns liegende Straße nicht für lange und schwere Fahrzeuge geeignet ist. Wenig später überqueren wir eine alte Steinbrücke, die so stark gewölbt ist das in der Fahrzeuge mit langen Radstand aufsetzen würden.

Enten in BreamarWir kommen durch Breamar und werden von den dort ansässigen Enten erst mal gestoppt. Die Biester lungern wie unsere Stadttauben auf der Straße herum und stürzen sich todesmutig vor die Fahrzeuge. Ob der Koch von dem Hotel vor dem wir parken öfters Geflügel auf der Karte hat? Wer von uns noch immer ein paar Pfund in der Tasche hat setzt sie hier in Souvenirs um. Der Devil’s Elbow wartet als nächstes Ziel auf unserem Weg nach Süden. Dieser Pass liegt in dem schottischen Skigebiet, wo es erstaunlicherweise sogar Lift-Anlagen gibt. Der Pass liegt auf 664m und die Berge darum herum erreichen fast 1000m. In einer Gaststätte, wo wir uns mit heißer Schokolade und Zigaretten stärken, hängen Bilder von tief verschneiten Winterlandschaften an den Wänden. Dieser Pass ist für uns gleichzeitig der Abschied von den Highlands. Von nun an geht es buchstäblich Bergab, runter in die Lowlands.

Der Wechsel der Landschaft ist auch recht heftig und quasi ohne Übergang. Sanfte Hügel begleiten uns auf einer traumhaften Straße durch das Glen Shee nach Blairgorie. Es geht in kleinen Wellen über die Hügel und man fährt wie im Traum. Erste Wegweiser nach Perth tauchen auf.

Scone Palace PerthKurz bevor wir die Stadt erreichen machen wir einen Abstecher zum Scone Palace, dem wichtigsten schottischen Castle. Es erwartet uns eine prachtvolle Anlage mit frei laufenden Pfauen und königlichen Einrichtungen innen. Auch hier ist fotografieren aus ‚Sicherheitsgründen‘ verboten. Ab und zu residiert die Queen in diesem Schloss. In jedem Raum steht ein Führer der uns die speziellen Dinge in diesem Raum erklärt und auch gleich die Leute im Auge behält. Die Pracht ist teilweise schon beeindruckend. Am Ende des Rundgangs erwartet auch hier einem der Shop für Souvenirs. Da das Geld eh alle ist belassen wir es bei einer Tasse Kaffee und Tee. Wir sehen uns noch kurz draußen um und steuern dann zügig den Parkplatz an.

Alles was nun noch vor uns liegt ist die langweilige Autobahnfahrt nach Rosyth zurück zur Fähre. Hier ist nochmal Aufmerksamkeit gefordert, denn das hat mit Highland Single Track wirklich nichts mehr zu tun. Zum Glück fährt Michael wieder vorne weg und wir nur hinterher. Die letzten 10 Tage mussten wir uns nicht mit LKW’s herum ärgern und kriegen nun die volle Dröhnung. Gerade rechtzeitig kommen wir an der Fähre an, müssen aber trotzdem im Staub der Kohleverladung nebenan eine Stunde warten da die Abfertigung mehr als schleppend verläuft. Jeder PKW und Wohnmobil wird in einer Halle hinter der Abfertigung untersucht. Motorradfahrer werden durchgewunken. Soviel zum Thema Sicherheit. Terroristen fahren kein Motorrad.

Kabine auf der FähreAn Bord der Fähre haben wir zum Glück unsere Kabine mit Dusche, die wir wegen dem Kohlenstaub auch dringend benötigen. Der Rest des Abends verläuft identisch mit der Hinfahrt nur mit dem kleinen Unterschied, das eine französische Jugendtruppe das Buffet in Windeseile plündert. Die Köche sind aber auf Zack und füllen die leckeren Sachen schnell nach. Das Wetter in Rosyth ist sehr windig, so das es am Anfang der Fahrt ein paar kleine Wellen gibt, aber bei Erreichen der offenen See beruhigt sich das Wetter und wir haben eine ruhige Überfahrt. Noch lange sehen wir die Eisenbahnbrücke über die Bucht. Wir haben Schottland endgültig verlassen.

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