Norwegen – auf der E6 nach Norden

Tag 4: von Halland nach Harran, ca. 306km

Wir sind heute den dritten Tag in Norwegen und noch immer auf dem Weg nach Norden. Heute ist eine nervige Etappe geplant, aber es geht kaum anders. Wir müssen einen Großteil der E6 folgen und uns die Straße mit vielen LKW, Wohnmobilen und anderen Hindernissen teilen. Dazu noch viele nervige Tempolimits von 60 oder 70 km/h. Aber da müssen wir durch.

Zuerst machen wir aber wie schon gewohnt unsere Bude sauber und verstauen unseren Kram, der irgendwie immer mehr wird. Aus der Erfahrung gestern haben wir gelernt und ziehen uns gleich warm an denn auch heute sieht es durchwachsen aus und ist recht frisch, aber es regnet nicht. So verabschieden wir uns vom Halland Camping und steuern erst mal die nächste Tankstelle an. Frisches Super95 muss in den Tank.

Unser einziger geplanter Stopp für diesen Tag ist in Trondheim am Nidarosdom, wo sich die Touristenmassen ballen. Schnell stellen wir die Mopeds  hinter zwei anderen Berliner Bikern ab und dann wandern wir zur Kirche und versuchen ein paar Bilder zu machen. Vormittags bei Sonne ist das ein aussichtsloses unterfangen. Die Sonne überstrahlt alles und mit Kompaktkameras gelingt kein vernünftiges Bild. Wer die Kirche mit ihrem eindrucksvollem Portal ablichten will, sollte Nachmittags oder Abends kommen. So bleiben mir nur Bilder von der Rückseite, die auch ganz hübsch ist. Um ein mögliches Parkticket zu vermeiden und das Gepäck nicht zu lange unbeobachtet zu lassen halten wir uns nicht all zulange auf und kehren bald zu den Motorrädern zurück und setzen unsere Tour fort.

Damit es uns nicht zu langweilig wird umrunden wir den See Snåsavatnet nicht auf der E6 sondern auf dem Südufer. Wir haben heute reichlich Zeit übrig und so genießen wir die sehr abwechslungsreiche Nebenstraße mit wunderschönen Ausblicken. Verkehr ist fast keiner vorhanden. Allerdings hat die Sache auch eine dicke Nebenwirkung. Ich wusste schon bei der Planung das ein Teil der Strecke unbefestigt ist. Sah aber gut fahrbar aus. Nur leider ist es jetzt feucht und der Belag ist neben feinen Schotter schmierig wie nasser Lehm. Da muss man höllisch aufpassen. Zum Glück hat man aber die Strecke fast für sich alleine und so kann man da fahren, wo es am besten passt. Spaß hat es trotzdem gemacht. Ich werde die Route für Nachfahrer mal bearbeiten und den Schotter weitgehend entfernen.

Bei einer kleinen Rast am Snåsavatnet wirft Carlo wirft noch mal einen kritischen Blick auf sein R850R und behält den rechten Zylinder im Auge. Da schwitzt ein wenig Öl aus wo keines sein sollte. Aber das wird schon noch halten. Wir verputzen eine kleine Brotzeit und genießen die Aussicht auf den See. Eine Grillstelle mit Bank und Tisch zeugt davon, das wir hier nicht die ersten sind. Leider können wir nicht länger bleiben und machen uns bald wieder auf den Weg. Danach geht es weiter auf der E6 zu unserem Ziel Harran Camping. Dort stehen wir erst mal vor einer geschlossenen Rezeption aber ein Zettel an der Tür weißt darauf hin, das man arbeitet und bitte die angegebene Nummer anrufen möge. Ehe wir entscheiden wer nun teure Ferngespräche nach Norwegen führt eilt uns auch schon ein Norwegischer Gast des Platzes zur Hilfe und ruft die Chefin an. Danke sehr.

Kurz darauf beziehen wir unsere ‚Hütte‘ die schon fast ein kleines Haus ist. Hier, direkt am Fluss Namsen, lässt es sich auch länger gut aushalten. Leider haben wir keine Zeit das Lachs Aquarium wenige Kilometer vor dem Platz zu besuchen. Wer hier länger Station macht sollte sich das nicht entgehen lassen. Wir besuchen noch den 500m entfernten Supermarkt und decken uns mit allem nötigen für den Abend ein. Wieder sind 300,- NOK weg aber für 3 Personen. Wenn wir essen gehen würden, müsste man das pro Person rechnen.  In der gut ausgestatteten Küche gelingt das Kochen heute besonders gut und nach dem Abendessen drehe ich noch ein runde über den Platz, der mit einigen Campern und Anglern belegt ist. Fischen am Namsen ist hier eine Haupteinnahmequelle. Wer mit Zelt übernachten will findet auch reichlich Platz auf den gemähten Rasenflächen. Im Juni 2012 werden gerade die Gemeinschaftsbauten neu errichtet und man darf gespannt sein wie die dann aussehen. Hütten gibt es in 3 Kategorien so das für jeden Geldbeutel was dabei ist.

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Norwegen – auf der E6 zum Polarkreis

Tag 5: von Harran nach Krokstrand, ca. 325km

Immer wenn man über Norwegen redet kommt man auf die Fernstraße E6 zu sprechen. Man hört Geschichten, wie schlecht die zu fahren ist, wie langweilig das ist und überhaupt sollte man die Straße meiden. Das sind tolle Aussichten für unseren Tage heute, denn wir müssen 325km nach Norden auf dieser Straße hinter uns bringen. Wir sind aber auf alles vorbereitet, warm angezogen (das Thermometer zeigt ganze 8°) und voller Tatendrang.

Allerdings müssen wir wieder erst die Hütte in einen bewohnbaren zustand bringen und den Abwasch erledigen. Dann noch schnell den Schlüssel zur netten Betreiberin von Harran Camping bringen und die Motorräder an der Tankstelle direkt vor der Tür voll machen. Es nieselt ab und zu leicht aber das kann uns jetzt nicht weiter aufhalten. Los gehts.  Schon auf den ersten Kilometern begrüßt uns die E6 mit einer abwechslungsreichen und schwungvollen Streckenführung. Manchmal ist sie zwar etwas enger als eine normale Landstraße aber bis jetzt ist sie sehr gut zu fahren. Der Verkehr Richtung Norden hält sich in Grenzen und uns kommt auch nicht sehr viel entgegen. Da habe ich deutlich schlimmeres erwartet. Spätestens im Nordland lässt der Verkehr weiter nach und wir kommen zügig voran.

Gegen Mittag ist es Zeit mal wieder nach einem Platz für einen Stopp zu suchen und so machen wir Halt in Mosjøen am Vefsnfjord. Eine nette kleine Stadt mit einem hübschen alten Kern direkt am Wasser. Hier schlendern wir durch die Sjøgata, eine der längsten alten Holzhäuserreihen der Welt und genießen einen Kaffee.

Norwegen hat gewusst, das wir kommen und so haben sie den Korgfjelltunnel (E6) wegen Bauarbeiten  geschlossen. Anhalten müssen wir aber sowieso, da Daniels Motorrad erbärmliche Geräusche von sich gibt. Erste Diagnose: Stein im Bremssattel aber nach dem der Demontiert war fand sich ein Krümel zwischen Schwinge und Bremsscheibe. Blöder Winzling. Wir müssen nun der Umleitung folgen und auf den alten Europavegen über den Berg und bekommen so, zu Daniels und Carlos besonderen Freuden,  eine extra Portion Kurven. Ich habe das nachträglich zu einem festen Bestandteil der Route gemacht. Oben liegt noch Schnee aber es findet sich spontan kein Halteplatz für eine Schneeballschlacht. Runter vom Berg, direkt hinterm Tunnelausgang ist dann wieder Baustelle und wir müssen wieder mal 10 Minuten auf die Eskorte warten die uns an den Teermaschinen vorbei bringt.

Ein paar Meter weiter gibt es wieder mal einen Garmin Bug zu bewundern. Die haben es einfach nicht so mit den nördlichen Gefilden. Bei erreichen von N66 09.00 (bei Bjerka auf der E6) gehen unsere Navigationsgeräte spontan in den Nachtmodus. Sollten wir Garmin mitteilen, das heute der längste Tag des Jahres ist und die Sonne hier gar nicht untergeht? Zumindest stürzen sie nicht ab. Früher gab es mal einen Garmin Bug, wo sich die Geräte nördlich des Polarkreis nicht mehr einschalten ließen. Aber zum Glück kann man die Ansicht manuell auf Tag einstellen und so ist es für uns kein großes Problem.

Wir haben heute mal zur Abwechslung ein Hotel, 20km vor dem Polarkreis. Gebucht hatten wir bereits im Voraus da nicht sicher war ob was auf dem Hüttenplatz frei ist. In der Nähe ist jedenfalls nichts weiter, so das wir sicher gehen wollten. Wir bringen schnell die Sachen auf das Zimmer und wollen etwas im Restaurant unten essen, denn wir wollen heute Abend noch zum Polarkreis. Das Visitor Center hat bis 22Uhr offen und das wollen wir schaffen. Also den teuersten Hamburger meines Lebens bestellt, mit Pommes und 0,5l Softdrink für lumpige 22€. Aber man gönnt sich ja sonst nichts und geschmeckt hat er auch.

N66.33 – Wir sind am Polarkreis

Ein kleiner Rundum-Blick am Visitor Center

Dann jetzt aber schnell los zum Saltfjellet. Just in Time erreichen wir den Polarkreis. Das Wetter spielt mit und der Himmel reißt auf. Leider steht ein Berg im Weg, so das es hier mit Mitternachtssonne nichts wird. Aber in den nächsten Tagen ist dafür noch Gelegenheit. Wir denken an unsere Verwandten und schreiben die Obligatorischen Postkarten die in den riesigen Briefkasten im Shop wandern. Wir befinden uns auf fast 700m Höhe, es weht eine steife Briese und es wird empfindlich kalt. Am nächsten Tag sehen wir oben auf dem Saltfjellet Biker, die im Zelt übernachtet haben. Respekt.

Die ganzen Statuen und Erinnerungstafeln zum Polarkreis stehen aber nur für die Touristen da. Der eigentliche Polarkreis ist nicht markiert und liegt etwas abseits südlich des Parkplatzes, ein paar Meter hinter den Wohnmobilen, die da oft stehen, mitten in der Tundra. Der GPS Empfang war hier oben sehr gut und so konnte man die Stelle nach ein wenig suchen sehr gut ermitteln. Irgendwie musste ich das dann doch mal auf einem Foto festhalten. Hinter dem Visitor Center haben sich in all den Jahren die Touristen betätigt und Steine zu Steinmännchen gestapelt, so das eine recht eigentümlich Landschaft entstanden ist. In Skandinavien sind Steinmännchen verbunden mit dem Volksglauben an boshafte Trolle. Steinmännchen sollen hier Wanderer vor ihnen schützen; deshalb legen viele einen weiteren Stein auf bereits existierende Steinmännchen.

Uns zieht es nach etlichen Fotos in die warmen Betten. Wir werden noch vor Rentieren gewarnt, die an der Straße grasen und machen uns erst mal auf den Weg zurück nach Krokstrand. Es bleibt Tag-hell aber das ist die erste Nacht in der ich wie ein Stein schlafe.

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