Normandie Vorwort

vom 27.8.2005 bis 02.09.2005 auf den Spuren des D-Day

FrankreichAnfangs 2005 meldete sich Michael, der die Touren nach Schottland und zur Loire geleitet hat, bei mir und erzählt mir von einer gemütlichen Tour in die Normandie. Bernd, Michaels Freund, möchte die Strecke und Übernachtungsmöglichkeiten für geplante zukünftige Reisetouren erkunden. Was liegt also näher als ein paar Freunde einzuladen um Ende August eine Motorrad Tour in diese Gegend zu unternehmen?

Gesagt, getan. Michael ist leider verhindert und so fahren neben Bernd als Tourleiter noch Marion und Toni, Tom, Hans, Rudi, Kurt, Peter und meine Wenigkeit mit. Bernd, Marion und Toni kenne ich schon von der Schottland Reise. Der Rest sind alte Freunde von Bernd und Michael.

So treffen wir uns dann in Sinsheim im Hotel Bär wo ich ziemlich fertig von 650km Autobahn am späten Nachmittag aus Berlin eintreffe. Der Wochenendverkehr hat eingesetzt und so war die Fahrt nach Süden nicht gerade entspannend. Ein Teil der Truppe ist schon früher gekommen und nutze die Zeit für einen Abstecher in das Technik Museum Sinsheim. Die Bilder von diesem Ausflug hat Hans gemacht und sind in der Bildergalerie zu finden.

Den nun folgenden Reisebericht über die vor uns liegende Woche könnt ihr auf den nächsten Seiten lesen. Er wurde größtenteils von Kurt verfasst. Ich habe ihn noch überarbeitet und ergänzt sowie mit Bilder und Links versehen. Wer ein Navi besitzt und die einzelnen Etappen als gpx-Datei haben möchte findet einen Download Link jeweils unter der Karte. Auf der letzten Seite im Fazit gibt es noch eine Übersicht der kompletten Reiseroute.

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1.Tag – Sinsheim nach Aubréville

27.8.2005 – von Sinsheim über Saarbrücken, Metz nach Verdun und Aubréville

Im Hotel Bär lässt es sich trotz der nahen Hauptstraße gut schlafen. Wir halten es mit der 7-8-9 Regel, um 7 Aufstehen, um 8 Frühstücken und um 9 Losfahren. Nach dem Frühstücksbuffet werden die Fahrzeuge bei recht frischen Temperaturen aus der Tiefgarage geholt und unsere Kolonne setzt sich mit Rücksicht auf Rudis alte Harley langsam Richtung Frankreich in Bewegung. Bis Metz geht es über die Autobahn, Bernd mit seiner LT vorne weg, Peter macht mit dem Trike hinten dicht. Wir sind früh dran und machen beim Grenzübertritt noch eine Pause. Das nächste Etappenziel ist Verdun, wo Kurt aus Hamburg mit seiner Goldwing noch zu uns stoßen will.

Kurz vor dem Ort Verdun geht es rechts ab auf die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs. Man folgt sinnvollerweise den Wegweisern nach „Fort Douaumont“ und landet dann vor dem Museum mit seinen davor ausgestellten Geschützen und Geschossen. Nach zwanzig Minuten warten am Museum kommt Kurt auch schon. Einige von uns besuchen die Ausstellung, andere, die sie schon kennen, passen draußen auf die Motorräder und das Gepäck auf.

Die Besichtigung des Museums ist für den interessierten Verdun-Besucher ein Muss. Hier wird zwar nur im Ansatz der Wahnsinn eines fast vierjährigen Stellungskrieges in Verbindung mit einer gewaltigen Materialschlacht deutlich, aber man sollte es auf sich einwirken lassen, als Vorbereitung auf die Gedenkstätte und Gräberfelder die noch kommen werden. Beim Anblick der Gräberfelder am Hauptdenkmal wird man still und nachdenklich und fragt sich Warum? und Wofür eigentlich das Ganze. Hierzu gab es mal eine Serie über das Deutsche Kaiserreich insbesondere über Wilhelm II. im Fernsehen. Ich kann nur jedem empfehlen das anzusehen, falls es mal wieder gesendet wird, und auf sich einwirken zu lassen. Das Attentat von Sarajewo war nur der auslösende Funke für diesen Krieg. Die Ursachen liegen viel tiefer und weiter zurück. So unter anderem in der Verletzung der grenzenlosen Eitelkeit des letzten Deutschen Kaisers durch seinen britischen Teil der Familie und durch Frankreich.

Nach dem Museum besuchen wir noch die Nekropole, die als Mahnmal bereits von weitem sichtbar ist. Dieser gewaltige Bau wurde als Grab- und Erinnerungsstätte errichtet. Die Katakomben sind mit den Knochen hier gefallener Soldaten gefüllt. Ein Blick durch die Fenster ist nichts für schwache Nerven. Innen ist alles in rotes Licht getaucht das durch die Fenster fällt. Eine recht bedrückende Stimmung herrscht hier. Nach einem Rundgang durch die Außenanlagen verlassen wir diesen Ort.

Danach fahren wir kurz zum nahe gelegenen Fort Douaumont. Allerdings sind die Eintrittspreise für die Besichtigung der inneren Anlagen gesalzen, und so schenken wir uns die Besichtigung der Kasematten und klettern dafür auf den Resten des Forts ein wenig herum und bekommen auch so einen Eindruck von der Anlage, die inzwischen fast vollständig Überwachsen ist.

Kasematten werden wir in der Normandie noch genug zu sehen bekommen. Es ist relativ warm und die Kletterei in Motorradklamotten ist nicht angenehm. Trotzdem ist es beeindruckend. Die von Menschen gemachte Mondlandschaft ist auch fast ein Jahrhundert danach noch immer zu sehen – auf wenn jetzt wieder überall Wald steht. Die Franzosen haben in der Gegend allerdings noch immer mit den Hinterlassenschaften zu kämpfen und so sollte man es tunlichst unterlassen abseits von Wegen durch den Wald zu stiefeln. Blindgänger und Munition liegt hier noch immer und der Stacheldraht ist auch allgegenwärtig. Viele Schilder warnen ausdrücklich vor dem Betreten der Flächen abseits der Wege.

Unser heutiges Ziel Aubréville liegt nur ein paar Kilometer entfernt. Hier hat Bernd ein Hotel ausfindig gemacht, das er gerne testen will. Kurze Zeit später sitzen wir vor dem Hotel du Commerce, die Mopeds stehen im Schuppen und ein Bier steht vor uns. Für uns ist Halbpension gebucht, so gibt es ein einfaches 4-Gänge-Menu, typisch französische ländliche Küche. Dazu sitzen wir an einem langen Tisch mit Stoffservietten und Stoffsets, billige Gläser aber einen guten Vin Rouge, Couvee à maison. Zuerst kommt eine köstliche Pilzsuppe auf den Tisch, und zwar so reichlich, dass man sich daran allein schon satt essen könnte. Wir schaffen aber nur etwa zwei drittel der aufgetischten Menge. Der nächste Gang ist Seefisch in einer Gemüsesauce mit Kapern, sehr lecker. Dann kommt ein in Wein gekochtes Rindfleisch, vermutlich Rinderbrust und zum Nachtisch ein sehr leckeres nicht zu süßes Mousse au chocolat aus dem Supermarkt im Plastikbecher. Das ist für französische Verhältnisse preiswert, bezahle ich doch für das halbe Zimmer, Halbpension inkl. Frühstück und sieben Bier von Gestern Abend (meine Runde, nicht ich allein!) nur €55,- . Da kann man nicht meckern.

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2.Tag – Aubréville nach St. Pierre la Garenne

28.8.2005 – von Aubréville durch die Champagne an die Seine bei St Pierre la Garenne

Heute geht es es nach Saint Pierre la Garenne, nördlich von Paris, unweit von Louviers. Nach schier endloser Kurverei durch die Champagne und durch die Picardie, der Heimat des pfiffigen Planchet, Dieners von D’Artagnan, sitzen wir vorm Hotel mit einem Bier und warten aufs Abendessen. In dem Buch die Drei Musketiere das wohl fast jeder kennt, hat Planchet einmal den Satz geprägt: “ den Wert der Hellebarden erkennt man erst bei ihrem Gebrauch“. Wie wahr, wie wahr, auch im übertragenden Sinne. Bernd tritt an den Tisch, nachdem wir die nächste Runde bestellt haben und meint ganz trocken: „Wisst ihr denn auch, was das Bier hier so kostet?“ Wir prüfen nach und stellten fest, dass 3,80 € für 0,3 ltr. doch etwas übertrieben sind. Also etwas langsamer das Ganze. Gemütlich an dem Ufer der träge dahin fließenden Seine ist nun viel Zeit den Tag Revue passieren zu lassen und die Aufzeichnungen für den Reisebericht zu ergänzen.

Die Reise ging heute von Aubreville durch St. Menehould und dort an unserem Hotel für die Rückreise, dem ‚Le Cheval Rouge‘ vorbei. Weiter, vorbei an Reims, von Champagne und dem entsprechenden Getränk keine Spur. Nördlich um Paris herum mit einem ultra-kurzen Abstecher in den Schlosspark von Chantilly. Die Parkplätze sind voll und das Schloss ist teilweise eingerüstet, also kehrt und nichts wie raus. Es ist halt noch Saison und dazu auch noch Sonntag. Dann vorbei an Vernon nach Le Goulet. Das alles auf ausgesucht angenehmen Seitenstraßen.

Um kurz nach sieben sitzen wir nun also im Logis Hôtel les Canisses im Garten und versuchen das recht umfangreiche Angebot des Menue Terroir in der Speisekarte zu verstehen. Das Hotel hat 2 Sterne und gehört dem Logis de France an, aber das Menue Terroir kostet 28,00 Euro. (ohne Wein). Es ist aber immer noch erheblich billiger als wenn man die Teile des Menues einzeln bestellt. Da kosten dann 3 Stückchen Käse 8,00 Euro!

Kurt nimmt eine Gemüseplatte als ersten Gang und dann ein Entrecot, Käse und Mousse au Chocolat als Dessert. Ich beschränke mich auf das Entrecot, denn die Reisekasse muss noch ein paar Abende reichen. Die Gemüseplatte ist exzellent und phantasievoll zusammengestellt. Angesichts dessen freut man sich schon auf den nächsten Gang, der dann ein einziges Desaster wird. Leider wird das zähe, durch die Unfähigkeit des Kochs, vermurkste Fleisch auch noch von matschigen Pommes begleitet. Wir hätten es wissen müssen. Die Franzosen können einfach nichts kurz gebratenes zubereiten. Wenn ein Steak nur maximal 1 cm dick geschnitten ist wird das garantiert nichts. Diese Hotel sollte auf keinen Fall mehr angefahren werden. Das Preis Leistungs-Verhältnis stimmt hinten und vorne nicht. Zumal es zwischen Seine und einer Bahnstrecke nach Paris liegt, auf der ab 5:00 h morgens die Pendlerzüge nach Paris rollen.

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3.Tag – nach Arromanches-Les-Bains

29.8.2005 – an der Seine entlang über Rouen, Étretat, Le Havre nach Arromanches-Les-Bains

Die Sonne geht über der Seine auf, Dunst liegt über dem Wasser und es ist fast windstill. Ich mache ein paar Fotos und hole als Deko noch meine „Dicke“ ans Ufer, nach dem Motto „Auf einem Mopedtourfoto muss immer irgendwo auch ein Moped zu sehen sein“. Die Nächte werden schon kühler und das Motorrad muss erst einmal vom Tau befreit werden. Danach heißt es das Gefährt vorsichtig vom Kies zu bugsieren. Um 8 Frühstücken wir französisch karg für 7,50 Euro. Man muss sich das mal langsam auf der Zunge zergehen lassen: 15,00 Mark für ein bisschen Kaffee, ein Croissant, ein Stück Baguette mit Butter und Marmelade. In Deutschland sind schon Wirte wegen geringerer Vergehen in einem Käfig in der Donau ertränkt worden. Die Seine bietet sich dafür an aber wir nehmen davon Abstand und machen uns auf die Socken Richtung Küste.

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Wir fahren auf kleinen Nebenstraßen an der Seine entlang und überqueren den Fluss dann auf einer Fähre (kostenlos!). Danach geht es weiter nach Etretat, dem berühmten Badeort mit der gewaltigen Felsenkulisse links und rechts. Es ist noch sehr viel Betrieb, die Saison geht immerhin noch bis Ende September. Da gerade Hochwasser ist, ist auch der Badebetrieb in vollem Gange. Wir können jedoch bis an den Hauptstrand fahren und finden auch noch Platz für unsere Mopeds und das Trike, während die Autos verzweifelt den Ort durch kurven. Es reicht, um noch schnell ein paar Bilder von den beeindruckenden Felsen zu machen und ein Eis und ein paar Postkarten zu kaufen.

Von Étretat fahren wir ein wenig an der Küste nach Süden um dann Le Havre mit seinen Raffinerien und dem Renault-Werk geschickt zu umgehen und dann über die Pont de Normandie nach Honfleur hinüber zu wechseln. Die Auffahrt zur Brücke (eigentlich sind es zwei, nämlich über den Hafen eine filigrane Bogenbrücke mit einer sehr hohen Durchfahrt für Seeschiffe und eine riesige Schrägseilhängebrücke über die Seine Mündung. Allein die Auffahrten sind ein Erlebnis, insbesondere die auf die Hängebrücke. Vor uns, im schwefelgelben Dunst der Raffinerie an einem heißen Tag, türmen sich hintereinander in einer beeindruckenden Perspektive die beiden eleganten Pylonen ca. 200 m hoch auf. Die Brücke hat eine Länge von 2 km und eine Spannweite zwischen den Pfeilern von 900m. Die Überfahrt für Motorräder ist kostenlos und auch unser Trike braucht nichts zu bezahlen. Schade, dass man nirgends halten kann um Fotos zu machen. Es hat auch niemand daran gedacht sich mit aufs Trike zu setzen um von dort aus zu fotografieren. Schade!

Dann fahren wir hinein nach Honfleur und nach einer elenden Kurverei landen wir am alten Hafen. Auch hier kann man direkt vor dem Rathaus parken. Autos müssen draußen bleiben! Es ist schon von Vorteil, mit dem Motorrad unterwegs zu sein und so können wir stressfrei einen Bummel um den Hafen machen.

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Hier tobt ebenfalls der Touristenbär und steppt was er kann. Am Ufer sitzen Maler und auf der anderen Hafenseite ist der gesamte Kai von den Restaurants mit Tischen und Stühlen gepflastert und brechend voll. Ein Tipp für Fotofreaks: Die beste Zeit für Fotos ist der frühe Morgen, weil dann die Schokoladenseite des Hafens mit den alten Gebäuden im besten Licht liegt. Nach einem Rundgang machen wir uns auf den Weg nach Arromanche wo wir am späten Nachmittag nach einer nervigen Fahrt durch die ganzen Badeorte an der Küste und einer Unterbrechung wegen eines Feuerwehreinsatzes endlich ankommen. Bernd hat bei der Organisation wirklich an alles gedacht.

Nach dem Einchecken im Hotel Mountbatten (*) laufen wir sofort zum gegenüberliegenden Supermarkt, wie praktisch, und holen uns ein paar Kleinigkeiten zu essen und zu trinken. Dann setzten wir uns vor die Zimmer auf den Parkplatz und vespern erst mal und bekämpfen den Durst mit dem ersten Bier. Wir befinden uns in der Region Calvados, aber dafür ist es noch zu früh, das heben wir uns für später auf. Die Anstrengungen des warmen Tages sind dann bald vergessen.

Abends gehen wir in eine Pizzeria in der Nähe der Fußgängerzone, das sich dann trotz Empfehlung als arger Reinfall herausstellt. Kurt kämpft die ganze Nacht mit dieser Mafia-Torte. Anderen – auch denen die das Menü genommen haben – geht es nicht viel besser. Für so eine Nacht habe ich dann auch noch 10 Euro ohne Getränke bezahlt. Morgen suchen wir uns ein anderes Lokal. An der Promenade hat man die Auswahl zwischen etlichen Gaststätten für jeden Geschmack. Von der erwähnten Pizzeria bis zum Fisch Spezialitäten Restaurant ist alles vorhanden. Wer aber auf die Preise achten muss hat es bei der Auswahl schon etwas schwieriger.

Mit einem Spaziergang über die Strandpromenade beschließen wir diesen Tag. Für Morgen hat Bernd ein volles Programm für uns parat.

(*) Update Oktober 2016: Das Hotel heißt jetzt L’Hôtel l’Idéal Mountbatten und hat eine neue Webseite.

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4.Tag – Omaha Beach

30.8.2005 – auf den Spuren des D-Day am Omaha Beach

Heute haben wir nur kurze Stücke zu fahren, mit vielen Besichtigungspausen, was einigen ganz recht ist, denn sie müssen sich noch von der letzten Nacht und den Strapazen der gestrigen Fahrt erholen. Die einzelnen Ziele unserer Tour liegen alle sehr dicht zusammen, so das es sich teilweise fast nicht lohnt sich wieder komplett anzupellen. Zuerst besichtigen wir in Longues sur Mer die Batterie der 4 Geschütze. Seine internationale Berühmtheit verdankt der Ort der an den Klippen gelegenen deutschen Küstenbatterie, bestehend aus vier Langrohrgeschützen Cal. 12.5 cm. Diese fügte den alliierten Landungstruppen schweren Schaden zu. Obwohl über hundert Bomber der Royal Air Force am Vorabend der Invasion mehr als 600t Bomben abwarfen eröffnete die Batterie am nächsten Morgen ein Trommelfeuer auf die Angreifer. Erst als Schlachtschiffe der Invasionsfotte die Stellung unter Feuer nahmen legten die Geschütze eine kurze Pause ein um dann am Nachmittag des 6. Juni erneut das Feuer zu eröffnen. Erst am Abend schwiegen die Kanonen dann endgültig.

Dann fahren wir zum amerikanischen Soldatenfriedhof am Omaha Beach. Eine sehr beeindruckende, ja fast pompöse Anlage. Direkt hinter dem Eingang befindet sich ein Halbkreis förmiges Kolonnadengebäude. In den Kolonnaden sind die einzelnen Phasen der Truppenbewegungen während der Invasion abgebildet. In der Mitte steht eine etwa 7 Meter hohe Bronzestatue mit dem Titel: „Der Geist der Amerikanischen Jugend erhebt sich aus den Wellen“. Nachdem man die amerikanische Jugend in Form zehntausender gutgläubiger GIs aus vorwiegend ländlichen Gebieten der USA an den Stränden verheizt hat, kommt einem die Statue und der Titel befremdlich vor. Die Achse des Friedhofs geht von hier aus über ein Wasserbecken, genannt „der Spiegel“, zu einer Kapelle am anderen Ende. Inschrift: „I give unto them eternal life and they shall never perish“.

Das Gräberfeld besteht aus 9387 Grabmalen, hinzu kommen 1557 Vermisste derer in einem gesonderten Garten gedacht wird. Von den beigesetzten sterblichen Überresten der 9387 konnten 307 nicht identifiziert werden. Außerdem befinden sich darunter 3 Träger der Ehrenmedaille und vier Frauen. Die Toten jüdischen Glaubens sind durch ein Grabmal mit Davidstern gekennzeichnet der Rest mit Kreuzen. Nach Verdun der zweite Großfriedhof. Außerdem gibt es noch 14 weitere amerikanische Soldatenfriedhöfe auf französischem Boden.

Nach einem kurzen Abstecher zum Strand des Omaha Beach mit seinem Denkmal fahren wir als nächstes in ein privates Kriegswaffen und Ausrüstungsmuseum, das direkt an der Küstenstraße am Weg nach Pointe du Hoc liegt. (D-Day Omaha Museum, Vierville Sur Mer, www.dday-omaha.org). Dort wird in einer wüsten Ansammlung ein ziemlich großer Querschnitt durch deutsches und alliiertes Kriegsgerät gezeigt. Es gibt sogar eine ENIGMA. Flugzeugmotoren in fast jedem Zustand der Zerstörung, fast alle vom Meeresboden gefischt. Auch ein Hellschreiber, eines der ersten Faxgeräte und eine optische Richtfunkanlage von Carl Zeiss ist dort zu sehen. Ein Klappmoped, eine gewaltige Kettensäge von min. 150 cm Schnittbreite mit Benzinmotor. Zur Bedienung waren sicher mindestens 3 Leute nötig. Wie man sieht, gab es viele der heutigen Dinge schon damals. Bei einem Gespräch mit dem Museumsdirektor erfahren wir, dass er in einem Lager noch etwa 2 mal so viele Sachen gehortet hat, aber leider auf dem jetzigen Standort nicht ausbauen kann. Wir kommen überein, dass die Politiker nichts, aber auch gar nichts dazugelernt haben.

Wir fahren weiter zum wenige Kilometer entfernten Pointe du Hoc.

Hinter St. Pierre du Mont biegt von der Hauptstraße (D514) ein Straße zur Pointe du Hoc ab. Hier hat die Brandung aus dem weichen Jurakalk ein Felsnadel heraus gewaschen, die sich unmittelbar vor der zerklüfteten Küste erhebt. An diesem weit hervorragenden Abschnitt der Coté u Nacre hatten die Deutschen eine Küstenbatterie eingerichtet von der aus große Teile der Seine Bucht eingesehen werden. Diese durch unterirdische Felsgänge miteinander verbundenen Geschützbunker waren durch die alliierten nur unter schwersten Verlusten einzunehmen. Vorbereitet wurde der Sturmangriff durch schweres Geschützfeuer eines amerikanischen Schlachtschiffs ( Anm. d. Verf. : Es war die ‚Nevada‘ mit ihren über-schweren Kalibern von 42 cm. Ein Geschoss wog 900 kg. ) Die Einschlagskrater sind noch heute zu sehen.

Das Infoblatt der American Battle Monument Association sagt hierzu: „Auf einer Klippe, 8 Meilen westlich des amerikanischen Soldatenfriedhofs wurde ein Monument durch die Französische Regierung errichtet. Es steht auf einer ca. 35m. hohen Klippe am äußersten Rand der Geschützstellung.“ Es ist ein simpler Granit-Pylon der aussieht als wenn er in einem aufgeschlagenen Buch steht. Er ist auf einem alten Bunker errichtet. Die Anlage wurde 1979 an die Amerikaner übergeben und ist in ihrer Topographie noch im Originalen, von Granaten und Bomben zerwühlten Zustand erhalten. Da diese Stelle inzwischen sehr bröckelig geworden ist, ist der Zugang direkt zum Denkmal inzwischen gesperrt.

Hier wurde der Angriff von einer 265 Mann starken Rangertruppe geführt, die nach langem verlustreichen Bunkerkampf die Stellung knackten und diese dann 2 Tage gegen deutsche Truppen, die von außen die Stellung zurückerobern wollten, gehalten haben. Von den 265 haben 90 überlebt, zum größten Teil verwundet. Grund hierfür war, dass der führende Offizier eine Erfolgsmeldung abzusetzen versuchte, aber im Tempo der Invasion die zuständige Leitstelle nicht erreichte. Daraufhin hat man den Angriff als gescheitert angesehen, die Truppe abgeschrieben und sich anderen Dingen gewidmet. Erst nach 2 Tagen drang der Offizier mit seiner Meldung durch, worauf dann endlich Ersatz geschickt wurde. Soviel zu dem Thema der Soldat als Manöveriermasse, Material oder Kanonenfutter.

Um von dem ganzen martialischen Kram ein wenig Abstand zu gewinnen fahren wir dann noch nach Grandcamp Maisy und sehen uns den alten Hafen mit seinen Fischkuttern bei Ebbe an. Wir suchen uns eine fotogene Stelle um unsere Motorräder vor der Hafenkulisse abzulichten. Klingt einfach, artet aber zuweilen in einen kleinen logistischen Kraftakt aus. Aber irgendwann stehen sie so, das man alles drauf kriegt. Siebeneinhalb km südlich davon befindet sich noch der größte deutsche Soldatenfriedhof mit 21.300 Gräbern. Wer immer noch guten Mutes ist sollte sich das dann auch noch ansehen um endgültig depressiv zu werden. Diese Ganze Küste müsste eigentlich mit Ihren Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen als ein einziger Aufschrei gegen jede Form von Krieg verstanden werden. Wird sie aber nicht. Im Gegenteil. Wie mir der Museumsbesitzer freudig mitteilte sind seine besten Kunden die deutschen Neonazis. Er wirbt jedenfalls in den einschlägigen Zeitschriften der Szene und im Internet mit großem Erfolg.

Heute Abend essen wir im Hotel/Restaurant „Le Mulberry“ ganz ausgezeichnet und mit vergleichsweise gutem Preis/Leistungsverhältnis. Es liegt nicht an der Promenade sondern etwas oberhalb versteckt in einer Seitenstraße. Leider mussten wir dann später feststellen, dass dieses Restaurant Mittwochs und Donnerstags geschlossen ist, sonst hätten wir sicherlich weiterhin dort zu Abend gespeist.

Hinweis

Der kursive Text sind Auszüge aus den Reiseführern ‚Normandie‘ v. Hans Otzen aus d. Serie „Reise Know How“, aus dem Marco Polo Reiseführer Normandie, sowie aus dem Michelin Reiseführer.

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