BDC Frankreich Tag 02 von Jena nach Sinsheim

Die Sonne kitzelt uns aus den Betten und wir beginnen den Tag mit einem gemütlichen Frühstück in der Papiermühle. Draußen ist es noch recht kühl aber der Tag verspricht das Blaue vom Himmel und so freuen wir uns auf den Weg über den Thüringer Wald, Rennsteig, vorbei an Würzburg nach Sinsheim. Das ist ein schönes Stück Weg aber uns hetzt ja keiner. Nachdem wir das Gepäck verladen haben (warum ist Steffen damit immer so schnell fertig?) nehmen wir die ersten Kilometer in Angriff, die uns gleich mal zum wach-werden über kleine Nebenstraßen die Hügel hoch bringt.

tag02-011
Ilmtal Eisenbahn Viadukt

Wir haben mit dem BDC letztes Jahr einen Ausflug in diese Gegend gemacht und erkennen die Strecke wieder, die wir diesmal in umgekehrter Richtung fahren. Wir nutzen die Gelegenheit um in Stadtilm ein paar Bilder von Ilmtal Eisenbahn Viadukt zu machen, die wir bei unserer letzten Tour vergessen haben. Aber lange halten wir uns nicht auf und langsam kommen wir bei gemütlichen Tempo und wenig Verkehr wieder in den Touren-Modus und lassen die abwechslungsreiche Landschaft auf uns wirken.

tag02-012
Oldtimer in Waldau

Schon von weitem sieht man die neue ICE Trasse durch Thüringen mit ihren imposanten Brücken. Bei Langewiese fahren wir in weiten Bögen runter ins Tal um die zu diesem Zeitpunkt noch nicht betriebene Brücke zu unterqueren. Alles blitzt noch nagelneu und wartet auf die ersten Züge. Weiter geht es über Möhrenbach, wo wir letztes Jahr in der Pension Korn eine schöne Unterkunft gefunden haben, Richtung Neustadt am Rennsteig. Die Straße schlängelt sich zwischen den Hügeln des Thüringer Walds dahin und wir merken gar nicht wie die Zeit vergeht. So legen wir dann eine kleine Pause ein als wir bei Waldau unten auf einem Platz ein Oldtimer Treffen sehen. Hier gibt es u.a. echte Prachtexemplare aus DDR Produktion zu sehen.

Die allgegenwärtigen Supermärkte in den größeren Gemeinden bieten uns eine gute Möglichkeit schnell mal einen Imbiss zu nehmen und den Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Es wird doch zunehmend wärmer, je weiter wir nach Süden kommen. Wir sind jetzt an Hildburghausen vorbei. Die Hügel werden flacher und die Straße erfreut uns mit weiten Bögen. Inzwischen sind wir im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld angekommen und passieren die Haßberge. Die nächste größere Stadt auf unserem Weg ist dann Schweinfurt , wo wir den Main überqueren.

tag02-020
Marktbreit am Main

Die Gedanken werden während der Fahrt frei. Wir gucken links und rechts, ohne den Verkehr aus den Augen zu lassen, und erfreuen uns einfach an der Abwechslung, die uns die Landschaft bietet. Mit unserem gemütlichen Tempo abseits der großen Verkehrsströmen ist so etwas möglich und so entgeht uns auch das kleine Hinweisschild am Rand nicht, das wir bei Mainbernheim plötzlich stehen sehen: Haribo Werksverkauf. Es ist schon erstaunlich, wie man sich in Sekundenbruchteilen entscheiden kann einen Abstecher zu unternehmen und kurze Zeit stehen wir im Schlaraffenland. Hier gibt es alles, was die Leckerdmäulchen begehren. Dazu Produkte, die man kaum im Supermarkt oder überhaupt in Deutschland findet. Wir decken uns für den Rest der Tour ein und füllen die letzten Ritzen in unseren Gepäcktaschen. Von jetzt begleiten uns auch 2 Bären auf den Motorrädern. Als Bärliner auf dem Weg ins Hotel Bär eigentlich selbsterklärend, oder?

tag02-021
Hotel Bär in Sinsheim

Bei Marktbreit machen wir an der Autobahnbrücke über den Main noch mal eine Pause um die Sonne zu genießen und unsere Beute vom letzten Stopp ein wenig zu verkosten. Bis Sinsheim sind es noch etliche Kilometer und der Verkehr nimmt zu. Es ist Freitag Nachmittag und ändern können wir daran nichts. So fahren wir am Rand des Odenwalds über Mosbach nach Sinsheim, wo wir heute im Hotel Bär zu Gast sind. Das Hotel kenne ich schon von meiner Normandie-Tour und wir können auch diesmal unsere Motorräder in der Tiefgarage unterbringen. Das Hotel hat sich erweitert und so ist die Pizzeria nebenan jetzt direkt angeschlossen. Das Angebot nehmen wir gerne an und wir werden nicht enttäuscht. Den Abend lassen wir dann auf dem Fohlenmarkt, ein Volksfest mit Reitertreffen, ausklingen. Das liegt in Laufweite und wir können unser Abendessen ein wenig abarbeiten.

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Auf der Seite 2 gibt es die Reiseroute und auf Seite 3 die Bilder vom Tag

BDC Frankreich Tag 03 Museum Sinsheim

An diesem Tag haben unsere Motorräder nur eine kleine Aufgabe: sie sollen uns zum Technik Museum Sinsheim bringen. Im Hotel Bär erhalten wir noch 2 Gutscheine für ermäßigten Eintritt und wir ziehen nur leichte Kleidung an, da wir den Tag zu Fuß verbringen werden. Man kann auch im Foyer des Museums seine Sachen und Helme in Schließfächern unterbringen, wenn man kein Platz am Motorrad dafür hat. Das Museum ist auch der eigentliche Grund, warum ich unsere Tour über Sinsheim geplant habe. Ich habe viel darüber gelesen und wollte es mir unbedingt mal von innen ansehen. Gleichzeitig sollte dieser Tag  zur Abwechslung vom Touren-Fahren dienen. Um es vorweg zu nehmen: Wow, was für ein Tag!

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Technik Museum Sinsheim

Nachdem wir die Hürden der Umleitungen auf dem Weg zum Museum genommen haben führt uns unser erster Weg von der Kasse in das IMAX-Kino. Wir haben ein Kombi-Ticket für Museum und Kino, was den Preis etwas senkt. Ich war noch nie in einem solchen Kino und bin gespannt, was uns erwartet. Wir sehen uns auf der riesigen Leinwand in 3D eine Doku über das Hubble Space Teleskop an. Ich bin wirklich beeindruckt wie selten. Was für ein Auftakt für unseren Besuch des Museums. Mit diesem absolut brillanten Filmformat hat man dank der 3D Technik wirklich das Gefühl zwischen den Astronauten zu sein und die Mission mit zu erleben. Wer sich nicht für das All interessiert bietet das Kino auch noch andere Dokus aus Tier und Pflanzenwelt. Eine Übersicht erhält man an der Kasse. Das Kino ist auch eine gute Gelegenheit zwischen den Besuchen der beiden Hallen die Füße ein wenig auszuruhen.

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Concorde auf dem Dach

Nach diesem ersten Highlight nehmen wir zuerst das Dach der Halle 2 in Angriff um die dort stehende Concorde und andere Flugzeuge zu besichtigen. Da es einige Treppen zu erklimmen gibt wollen wir das nicht in der Mittagshitze machen und nutzen die milden Temperaturen des Vormittags aus. So stehen wir nun auch dem Dach und über uns thront die Concorde und ihre russischer Clone Tupolev TU-144. So aus der Nähe gesehen sind die Vögel wirklich beeindruckend. Noch beeindruckender ist es, wenn man in die Flugzeuge hinein geht. Sie sind leicht geneigt montiert und bis zum Cockpit muss man in der engen Röhre schräg hinauf. Viel Platz hatten die Passagiere nicht und die Fenster sind winzig. Wir lesen die Tafeln, die vieles zu den Flugzeugen erklären und lassen uns faszinieren. Anschließend besichtigen wir hier oben noch die anderen Flieger und nehmen dann die Röhren-Rutsche nach unten – Juchheeeeeee.

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Simson Sonderausstellung

Für den Technik-Fan, der sich für Fahrzeuge aller Art und Kraftmaschinen interessiert beginnt jetzt der Rundgang durch das Paradies. Da Fotografieren für private Zwecke überall erlaubt ist sollte man ausreichend Speicherkarten und Akkus dabei haben. Der Akku ist schneller leer als man glaubt. Wir stöbern durch die Halle 2 und sind erfreut über die Sonderausstellung 2015 zu Fahrzeugen von Simson. Bekannt ist vielen ja die Schwalbe aber es ist schier unglaublich, was es sonst noch alles gibt. Leider sind die recht unbekannten PKW Prototypen nur zur Eröffnung anwesend gewesen aber die vielen Exponate entschädigen dafür. Viele kuriose umbauten wurden von Privatleuten für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt.

tag03-189
NSU Rennmaschine

Das Museum besteht aus 2 Hallen, dem Kino und einem Außenbereich. Eigentlich sollte man meinen, das man dieses doch recht lässig in ein paar Stunden abhaken kann, aber weit gefehlt. Eltern stellen ihre Kinder im Spielparadies ab und können sich dann den Exponaten widmen. Wir stöbern durch die Hallen und gucken auch mal nach oben oder in die versteckten Ecken, wo wir die eine oder andere weniger auffällige Perle entdecken, die nicht im Rampenlicht steht. Unser Haupt Augenmerk liegt natürlich bei den Motorrädern. Davon gibt es hier einfach Alles. Vom ersten Holz-Gefährt über diverse Exoten und Rennmaschinen zu Wracks und Scheunenfunden. Wir stehen davor und fachsimpeln über die Antriebe und Motoren und versuchen zu ergründen wozu die ganzen Hebel am Lenker gut sind. Über allem liegt ein Hauch von Öl in der Luft und die Musik der Spielautomaten begleitet uns den ganzen Tag. Wir stärken uns im Restaurant, ruhen die Füße kurz aus und nehmen die zweite Halle in Angriff.

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Antonov AN-2 Doppeldecker

Wir merken kaum wie die Zeit vergeht als wir uns durch die Ami-Schlitten und amerikanische Motorräder arbeiten. Vor uns liegt noch die Militär-Abteilung und ganz hinten die Dampffahrzeuge. An verschiedenen Exponaten kann man mit dem Einwurf von einem Euro die Geräteschaft in Gang setzen und zusehen, wie das Funktioniert. Wie wir dann vor Ort durch fehlende Ausstellungsstücke erfahren findet immer am ersten Mai-Wochenende im Museum Speyer der Brazzeltag statt, wo dann auch Exponate aus Sinsheim mal Auslauf bekommen und man diese Gefährte hautnah erleben kann. Das nehmen wir uns für ein andermal vor. So müssen wir damit auskommen die Fahrzeuge im Stillstand zu bewundern. Wer den Brutus mal in Aktion erleben will kann auch auf Youtube fündig werden. Abgelenkt von den vielen Exponaten übersehe ich dann noch die Treppe hoch zum Wasserflugzeug auf dem Dach der Halle. Das nehme ich mir dann beim nächsten Besuch in Sinsheim vor, denn wir haben es nicht geschafft bis zum Feierabend alles zu besichtigen.

Mit brennenden Fußsohlen fahren wir die paar Kilometer zurück ins Hotel und beenden den Tag wieder bei leckerer Pizza und kühlen Getränken. Morgen können wir dann auf dem Weg nach Frankreich unsere Füße entspannen lassen.

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Auf der Seite 2 und 3 gibt es viele Bilder aus dem Museum

BDC Frankreich Tag 04 von Sinsheim nach Neuf-Brisach

Gut erholt genießen wir ein ausgiebiges Frühstück im Hotel Bär. Pünktlich zum Start unserer Tagesetappe fängt es dann aber an zu regnen, was unsere Vorfreude ein wenig dämpft. Aus anfänglichen Nieseln wird schnell ein ziemlich kräftiger Regen aber am Horizont wird es schon heller. Wir haben es mit einer regional eng begrenzten Regenwolke zu tun und so hört der Spuk nach gut einer Stunde wieder auf. Über Bretten erreichen wir Pforzheim und damit den Rand des Schwarzwalds, auf den wir uns schon freuen.

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Freudenstadt

Am östlichen Rand des Schwarzwalds arbeiten wir uns nach Freudenstadt vor. Das Wetter bessert sich zusehend und wir legen am Marktplatz vor dem Rathaus eine kleine Pause ein. Hier treffen sich die B28 und die B462 und es herrscht reger Verkehr. Im Minutentakt passieren uns Gruppen von Motorradfahrern auf ihrer Tour. Ich drehe eine Runde um die Wasserspiele und schon bald sitzen wir wieder im Sattel, weiter auf dem Weg nach Süden. Wir bleiben erst mal auf der B28 und fahren tiefer in den Schwarzwald hinein.

In Bad Peterstal-Griesbach biegen wir auf die kleine L93 ab. Der Belag ist nicht mehr in besten Zustand und wir lassen es langsam angehen und genießen die Kurven. Es geht ständig bergauf und oben am Freiersberger Tor legen wir für ein paar Fotos einen kleinen Stopp ein. Hier ist kaum Verkehr und kurze Zeit später nehmen auch wir wieder den Weg unter die Räder. Weiter geht es über malerische Strecken nach Wolfach, Hornberg nach Triberg.

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Triberg – Haus der 1000 Uhren

Triberg ist dann wie ein kleiner Schock nach den hinter uns liegenden ruhigen Straßen. Hier an Deutschlands höchsten Wasserfällen tobt der Tourismus und der Verkehr staut sich an einer Baustellenampel. Wir gönnen uns einen Kaffee und sehen dem Trubel zu. Heerscharen von organisierten Bus-Touren stürmen die Kuckucksuhren- und Holzschnitzerei Geschäfte. Wir halten uns dezent zurück und machen nur die paar obligatorischen Fotos und vertreten uns kurz die Beine. Dann machen wir uns schnell wieder auf den Weg um dem Trubel zu entfliehen. Wir fahren die B500 hinauf, immer am Wasserfall entlang. Es geht dann über die Höhenzüge nach Furtwangen im Schwarzwald. Wir bleiben noch eine Weile auf der B500 um dann irgendwann dem Navi auf die L128 zu folgen. Wir haben die Straße wieder für uns und kehren schnell in den entspannten Touren-Modus zurück.

Da ich die Gegend nicht kenne und die Route nur anhand der Kurven ausgewählt wurde werden wir mit einer schönen Strecke überrascht. Bald geht es dann hinter St.Peter über die L126 hinauf zum Kandel.

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Panorama Kandel Pass

Ich hatte gar nicht auf dem Plan, das uns dieser Weg auf über 1200m hinauf bringt. Die Sonne lacht vom Himmel aber die Luft wird doch rasch kühler. Oben angekommen ist dann kaum ein Parkplatz zu finden. Am Himmel schweben 15 Gleitschirmflieger und viele andere machen ihre Fluggeräte startklar. Wir genießen die gute Sicht und können in der Ferne bereits Freiburg und die Rhein-Ebene erkennen. Langsam drängelt dann aber doch die Uhr, denn wir müssen noch ein paar Kilometer fahren und die ziehen sich ganz schön.

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Hotel Aus 2 Roses in Neuf-Brisach

Runter vom Kandel haben wir noch unseren Spaß mit den Kehren aber in Waldkirch angekommen holt uns dann der Verkehr ein und es wird auch schlagartig sehr warm. Wir mogeln uns an Freiburg vorbei, denn auf den Verkehr dort hat niemand von uns Lust. Bevor wir bei Breisach den Rhein überquerten tanken wir noch einmal voll, da ich aus Erfahrung weiß das wir morgen in Frankreich kaum eine Tankstelle in der Gegend finden, die ohne Karte zu bedienen ist. Auch nutzen wir die Gelegenheit die Internetfunktionen unserer Telefone zu deaktivieren damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Wir werden in den Hotels das WLAN für die nötigste Kommunikation nutzen. Frisch aufgefüllt fahren wir über den Rhein und machen noch schnell ein paar Bilder am Ufer. Von hier sind es nur noch wenige Meter nach Neuf-Brisach, wo wir im Hotel Aux 2 Roses unsere Zimmer haben.

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Neuf-Brisach Festungsanlagen

Wir bekommen an der Rezeption dann auch gleich die Schlüssel für die Garage, die ein paar Meter die Straße runter liegt. Kleiner Tipp am Rande: Taschenlampe bereit halten 🙂 Hier können auch Radfahrer ihren Drahtesel sicher unterstellen wenn sie im Hotel übernachten. Steffen stellt dann auf dem Zimmer gleich fest, das es in Frankreich andere Steckdosen gibt und er Probleme mit dem Ladegerät hat weil zu viel Plastik im Weg ist. Gleich noch ein Tipp: im Bad gucken und die Steckdose für den Rasierapparat benutzen, die ist nur zweipolig. Ein Blick auf das Handy zeigt mir überraschender weise, das mein O2 basierender Tarif vom Discounter in Frankreich nur Notrufe zulässt, das Roaming ist eingeschränkt. Infos darüber gibt es keine beim Anbieter aber hinterher ist man immer schlauer. Es wird ein paar Tage auch mal ohne Telefon gehen.

Bis das Restaurant öffnet bleibt noch Zeit und wir erkunden ein Teil der Stadt, die zum Unesco Weltkulturerbe gehört. Hier kann man auch gerne einen Tag bleiben um sich Neuf-Brisach genauer anzusehen, es lohnt sich. Es werden auch Führungen angeboten. Da man hier nahe der Grenze durchaus auch Deutsch spricht ist es um so leichter sich zurecht zu finden. Es ist jetzt 10 Jahre her seit dem ich die Stadt zum letzten mal besucht habe. Viel verändert hat sich zum Glück nichts und wir stöbern um die Festungsanlagen. Das macht Appetit und später im Restaurant des Hotels sitzen wir bei Flammkuchen, Salat und einem kräftigen Roten und lassen den Tag Revue passieren. Frankreich, wir sind da.

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1.Tag – Sinsheim nach Aubréville

27.8.2005 – von Sinsheim über Saarbrücken, Metz nach Verdun und Aubréville

Im Hotel Bär lässt es sich trotz der nahen Hauptstraße gut schlafen. Wir halten es mit der 7-8-9 Regel, um 7 Aufstehen, um 8 Frühstücken und um 9 Losfahren. Nach dem Frühstücksbuffet werden die Fahrzeuge bei recht frischen Temperaturen aus der Tiefgarage geholt und unsere Kolonne setzt sich mit Rücksicht auf Rudis alte Harley langsam Richtung Frankreich in Bewegung. Bis Metz geht es über die Autobahn, Bernd mit seiner LT vorne weg, Peter macht mit dem Trike hinten dicht. Wir sind früh dran und machen beim Grenzübertritt noch eine Pause. Das nächste Etappenziel ist Verdun, wo Kurt aus Hamburg mit seiner Goldwing noch zu uns stoßen will.

Kurz vor dem Ort Verdun geht es rechts ab auf die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs. Man folgt sinnvollerweise den Wegweisern nach „Fort Douaumont“ und landet dann vor dem Museum mit seinen davor ausgestellten Geschützen und Geschossen. Nach zwanzig Minuten warten am Museum kommt Kurt auch schon. Einige von uns besuchen die Ausstellung, andere, die sie schon kennen, passen draußen auf die Motorräder und das Gepäck auf.

Die Besichtigung des Museums ist für den interessierten Verdun-Besucher ein Muss. Hier wird zwar nur im Ansatz der Wahnsinn eines fast vierjährigen Stellungskrieges in Verbindung mit einer gewaltigen Materialschlacht deutlich, aber man sollte es auf sich einwirken lassen, als Vorbereitung auf die Gedenkstätte und Gräberfelder die noch kommen werden. Beim Anblick der Gräberfelder am Hauptdenkmal wird man still und nachdenklich und fragt sich Warum? und Wofür eigentlich das Ganze. Hierzu gab es mal eine Serie über das Deutsche Kaiserreich insbesondere über Wilhelm II. im Fernsehen. Ich kann nur jedem empfehlen das anzusehen, falls es mal wieder gesendet wird, und auf sich einwirken zu lassen. Das Attentat von Sarajewo war nur der auslösende Funke für diesen Krieg. Die Ursachen liegen viel tiefer und weiter zurück. So unter anderem in der Verletzung der grenzenlosen Eitelkeit des letzten Deutschen Kaisers durch seinen britischen Teil der Familie und durch Frankreich.

Nach dem Museum besuchen wir noch die Nekropole, die als Mahnmal bereits von weitem sichtbar ist. Dieser gewaltige Bau wurde als Grab- und Erinnerungsstätte errichtet. Die Katakomben sind mit den Knochen hier gefallener Soldaten gefüllt. Ein Blick durch die Fenster ist nichts für schwache Nerven. Innen ist alles in rotes Licht getaucht das durch die Fenster fällt. Eine recht bedrückende Stimmung herrscht hier. Nach einem Rundgang durch die Außenanlagen verlassen wir diesen Ort.

Danach fahren wir kurz zum nahe gelegenen Fort Douaumont. Allerdings sind die Eintrittspreise für die Besichtigung der inneren Anlagen gesalzen, und so schenken wir uns die Besichtigung der Kasematten und klettern dafür auf den Resten des Forts ein wenig herum und bekommen auch so einen Eindruck von der Anlage, die inzwischen fast vollständig Überwachsen ist.

Kasematten werden wir in der Normandie noch genug zu sehen bekommen. Es ist relativ warm und die Kletterei in Motorradklamotten ist nicht angenehm. Trotzdem ist es beeindruckend. Die von Menschen gemachte Mondlandschaft ist auch fast ein Jahrhundert danach noch immer zu sehen – auf wenn jetzt wieder überall Wald steht. Die Franzosen haben in der Gegend allerdings noch immer mit den Hinterlassenschaften zu kämpfen und so sollte man es tunlichst unterlassen abseits von Wegen durch den Wald zu stiefeln. Blindgänger und Munition liegt hier noch immer und der Stacheldraht ist auch allgegenwärtig. Viele Schilder warnen ausdrücklich vor dem Betreten der Flächen abseits der Wege.

Unser heutiges Ziel Aubréville liegt nur ein paar Kilometer entfernt. Hier hat Bernd ein Hotel ausfindig gemacht, das er gerne testen will. Kurze Zeit später sitzen wir vor dem Hotel du Commerce, die Mopeds stehen im Schuppen und ein Bier steht vor uns. Für uns ist Halbpension gebucht, so gibt es ein einfaches 4-Gänge-Menu, typisch französische ländliche Küche. Dazu sitzen wir an einem langen Tisch mit Stoffservietten und Stoffsets, billige Gläser aber einen guten Vin Rouge, Couvee à maison. Zuerst kommt eine köstliche Pilzsuppe auf den Tisch, und zwar so reichlich, dass man sich daran allein schon satt essen könnte. Wir schaffen aber nur etwa zwei drittel der aufgetischten Menge. Der nächste Gang ist Seefisch in einer Gemüsesauce mit Kapern, sehr lecker. Dann kommt ein in Wein gekochtes Rindfleisch, vermutlich Rinderbrust und zum Nachtisch ein sehr leckeres nicht zu süßes Mousse au chocolat aus dem Supermarkt im Plastikbecher. Das ist für französische Verhältnisse preiswert, bezahle ich doch für das halbe Zimmer, Halbpension inkl. Frühstück und sieben Bier von Gestern Abend (meine Runde, nicht ich allein!) nur €55,- . Da kann man nicht meckern.

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