02.6.2003 – von Ullapool nach Norden über Durness und Bettyhill
Das Wetter meint es wieder gut mit uns und so brechen wir heute zeitig weiter nach Norden auf. Es geht durch die Provinz Sutherland in die Northern Highlands. Die Route ist an diesem Tag sehr wenig befahren und wir gleiten dahin. Kurz hinter Drumrunie machen wir unseren ersten Halt an diesem Tag um das Lichter-spiel der Sonne und Wolken mit Blick auf den Berg Cul Mor zu genießen. Eine Szenerie wie bestellt.
Nachdem die Zigaretten geraucht sind setzt sich unsere kleine Karawane wieder in Bewegung. Immer weiter nach Norden stoßen wir vor um am Loch Assynt eine weitere Schlossruine anzusehen. Auf einer kleinen Halbinsel steht Castle Ardvreck. Einige von uns nutzen die Gelegenheit sich die Ruine von nahen zu betrachten. Ich genieße aus der Ferne die Aussicht.
Die Reise nach Bettyhill ist noch weit und so geht es dann auch bald wieder weiter. Die Ortschaften werden noch weniger und auch die Tankstellen. Erste Bedenken stellen sich bei unserem Honda-Fahrer ein, da 14l Tankinhalt nicht gerade üppig sind. Wir fahren konstant in Richtung Durness um bei Balnakeil das Künstlerdorf und den Strand zu besuchen, an dem für den Asterix Film die ersten Szenen gedreht wurden. Dort steht auch wieder ein kleiner alter Friedhof, der einen Besuch lohnt.
Kurz hinter Durnes biegen wir nach Osten ab um auch gleich darauf bereits an der nächsten Touristenfalle anzuhalten. Wir befinden uns auf dem Parkplatz oberhalb der Smoo Caves. Angesichts der vielen Stufen der Treppen hinunter zur Höhle, in der man sogar Boot fahren können soll, verzichten wir dann aber doch auf einen Besuch. Es ist schon Nachmittag und wir müssen in Bettyhill erst noch suchen wo unsere Unterkunft ist.
Wir finden endlich eine offene Tankstelle und erlösen Robert von seiner Ungewissheit. Das Benzin ist hier oben mit über 90 pence/l deutlich teurer. Der Weg nach Bettyhill zieht sich noch etwas hin. Durch mit Ginster bewachsene Hänge hindurch, die einen betörenden Duft verbreiten, überqueren wir den River Naver und finden nach kurzer Suche auch unser Hotel oben auf einem kleinen Hügel.
Auf der höchsten Stelle in Bettyhill steht der alte Kasten. Würde man es dunkler anstreichen könnte man vor der Kulisse einen Klasse Horrorfilm drehen. Das Haus stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist weit und breit das einzige Haus mit ausreichend Betten. Tja, und da währen wir beim nächsten Problem. Trotz Reservierung gibt es in einem Zimmer technische Probleme. Eine Heizung, die im Winter läuft ist kein Problem, aber wird zu einem echten Problem wenn man sie im Sommer nicht abstellen kann. Die lief auf voller Leistung und verwandelte das Zimmer in eine Sauna. Abstellen unmöglich, da der Boiler sonst ernsthaft in Gefahr wäre. Aber das haben wir mit einigem Organisationstalent geregelt bekommen und so haben wir die rustikalen Zimmer neu verteilt.
Da mich nicht allzu viel im Hotel hält erkunde ich ein wenig die Gegend. Vom Hotel aus kann man die Torrisdale Bay mit einem wunderschönen Strand sehen, der aber, wie sich später herausstellen sollte, nur bei Ebbe zu sehen ist. Ich will versuchen den Strand zu erreichen und finde erst eine kleine versteckte Bucht, die den Zugang zum Wasser erlaubt. Hier ist dann leider auch kein Weiterkommen möglich. Mein Weg führt mich weiter in Richtung Bay. Etwa 20m über dem River Naver endet der Weg. Hier ist ein wirklich schöner Flecken Erde mit einem tollem Blick über den Fluss und die Bay. Ein paar Meter weiter findet man eine alte Fischfangstation mit Hinweistafeln, denn der Naver ist ein Lachs-Fluss. Die Flut kommt herein und staut den Fluss. Angler stehen am Ufer und versuchen einen der springenden Leckerbissen für das Abendessen zu fangen.
Hier sitze ich eine ganze weile im Gras, genieße die warme Sonne und sehe dem Treiben unten am Fluss zu. Das es in Schottland, am Ende der Welt, solche Flecken Idylle gibt ist schier unglaublich. Erst als die Sonne deutlich tiefer steht kehr ich in unsere Unterkunft zurück. Das Abendessen ist dann überraschenderweise richtig gut. Der Koch, ein ehemaliger Schiffskoch, ist reichlich urig und so fallen auch die Portionen aus. Das müssen wir dann anschließend dringend in der Public Bar, mit ein paar Einheimischen zusammen, verdünnen.
Nachtrag: 2004 wurde das Hotel unter neuer Führung wieder offiziell in Betrieb genommen und behutsam saniert. Die Elektrik wurde erneuert und die Räume renoviert so das nun 20 Zimmer zur Verfügung stehen. Auf der Webseite des Hotels kann man sich einen Überblick in der Galerie verschaffen. Ich denke, das nun ein Besuch nicht mehr so abenteuerlich wie anno 2003 ist.
Seite 2 Reiseroute, Seite 3 Bilder vom Tag