27.5.2003 – Von Rosyth nach Inveraray am Loch Fyne
Die Überfahrt verlief vollkommen ruhig. Die See war von Zeebrugge bis Rosyth spiegelglatt. Keine Wellen zu sehen. Die Fähre schafft an die 50 Km/h so das diese Strecke in 17 Stunden überwunden wird. Ganz langweilig war die Fahrt auch nicht, denn es gab immer wieder was zu sehen.
Einige von uns haben nach dieser Horrornacht den Tag mit einem Frühstück im Buffet angefangen. Preis diesmal 12€. Die anderen haben sich mit Kaffee und Sandwichs in der Bar begnügt. Erste Blicke aus den Fenstern zeigten nach wie vor sehr ruhiges Wetter, aber es bewölkte sich zusehends. Als wir dann im Firth of Forth unter der Eisenbahnbrücke durch fuhren, hat es auch noch angefangen zu regnen. Willkommen in Schottland.
Die Motorräder sind dann auch schnell ausgeladen, alles verstaut und los geht es in das Abenteuer schottischer Links- und Kreisverkehr. Der Erste lauert dann auch gleich an der Ausfahrt und der Zweite folgt sogleich. Unser Guide Michael fährt vorne weg und wir wie die Gänse hinterher. So fällt es nicht weiter schwer sich an den Verkehr zu gewöhnen. Nur das rechts abbiegen ist sehr seltsam weil man auf Gegenverkehr achten muss. An den Kreisverkehr gewöhnt man sich schnell und die Autofahrer sind im Allgemeinen sehr rücksichtsvoll. Besonders bei ausländischen Kennzeichen. Nach einer halben Stunde denkt man schon nicht mehr daran und es geht automatisch.
Es ging dann langsam unseren heutigen Tagesziel Inveraray am Loch Fyne entgegen. Die Etappe führt uns durch die schöne Gegend des Trossachs National Parks und am Rande des Queen Elizabeth Forrest Park entlang. An den Ufern des Loch Lomond steuern wir unserem Ziel entgegen. Der leichte Nieselregen hat nachgelassen und hört dann ganz auf. Die Gegend ist hügelig und einfach nur grün. So ein sattes Grün habe ich selten gesehen. Die Wolken hängen tief, aber geben doch so manchen Blick frei, wenn man sich gerade mal nicht auf die Straße konzentrieren muss. Kurz vor dem Ende unserer Tagesetappe geht es zum ersten mal über eine kleine und versteckte Single Track Road. Diese Straßen haben alle paar Meter eine Ausweichstelle für den Gegenverkehr. Diese Straße ist einfach in die Natur rein gebaut ohne künstliche Begradigungen. So macht das Motorradfahren gleich doppelt Spaß. Auf und ab, links und rechts durch den Wald und die Heide. Toll.
Bei einem kleinem Halt genießen wir von einem Höhenzug aus die Aussicht auf Loch Fyne und Inveraray am gegenüberliegen Ufer. Die Wolken hängen tief, aber das Wetter spielt mit. Das Ziel ist nicht mehr weit und unsere Unterkunft im Lorona Guest House wartet bereits.
Das Guesthouse, geführt von Mr. & Mrs. Campbell, ist klasse. Liebevoll eingerichtet und irgendwie verspielt. Hier machen wir auch unsere ersten Erfahrungen mit der Funktion schottischer Duschen. Die meisten Duschen haben außerhalb des Bades einen Hauptschalter für den Durchlauferhitzer und dieser hat meist 2 Wahlschalter. Der erste ist für die Heizstufen und schaltet den Wasserfluss ein, der zweite regelt das Mischverhältnis. Die Dinger sind teilweise tückisch und man sollte warten bis die Temperatur stimmt, bevor man sich drunter stellt.
Nachdem wir uns frisch gemacht und die Fähre abgespült haben, konnten wir unsere Motorräder in der Garage unseres Gastgebers verstauen. Netter Service. Anschließend sind wir dann los gezogen um uns den Ort, Stadt wäre zu viel gesagt, anzusehen. Der besteht zum Großteil aus einer Hauptstraße mit Touristengeschäften, dem Inveraray Castle etwas außerhalb und dem Inveraray Jail, das nun ein Gefängnis Museum beherbergt.
Dieses Museum haben wir dann auch gleich mal besichtigt. Die Macher haben sich redlich Mühe gegeben alles so realistisch wie möglich nach zustellen. Vieles ist mit realistischen Puppen im Jail ausgestattet und überall findet man Erklärungen, die in vielen Sprachen verfügbar sind (auch deutsch). Unser Guide fand es so wohnlich, das er gleich einziehen wollte, aber dann durften wir ihn doch wieder mitnehmen. Schließlich brauchen wir ihn die nächsten Tage noch.
Den Abend haben wir mit einem leckerem Essen im The George Hotel um die Ecke vom Museum und anschließenden Besuch der Public Bar gekrönt (Eingang um die Ecke!). Hier kamen wir dann auch erstmalig mit dem einheimischen Spitzenerzeugnis Scottish Single Malt Whisky in Kontakt. Die ersten Verkostungen wurden vorgenommen und ich war überrascht über die großen Geschmacksunterschiede. Wir ließen es langsam angehen, morgen sollte noch gefahren werden. Von diesem Tage an bin ich ein Fan dieses Getränks.
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