Norwegen – Auf der 17 nach Süden

Tag 6: von Krokstrand Camping nach Furøy Camping, 306km

Als das Handy um 7Uhr30 klingelt will ich noch nicht wirklich wieder raus aber es muss doch sein. Also das übliche Morgenprogramm durchziehen. In dem Motel Krokstrand gibt es mehrere Gemeinschaftsduschen und akzeptable Sanitäre Einrichtungen. Unten im Restaurant bekommen wir Frühstück, was im Zimmerpreis (1400,- NOK für ein DZ und ein EZ) mit drin ist. Aber bei mir reicht wie immer Kaffee und dann doch noch ein Brötchen, aber mehr geht einfach nicht. Seit gestern fängt bei Carlos BMW der Hauptbrenszylinder an zu nässen. Das Schauglas zeigt deutlichen Verlust von Bremsflüssigkeit. Also besteht unsere nächste Aufgabe darin einen Händler mit  passendem Ersatzteil zu finden. Wir haben eine Adresse in Bodø ausgemacht, der wir auf unserem Weg zur Route 17 einen Abstecher widmen wollen. Vielleicht haben wir Glück und bekommen dort ein passendes Teil.

Zuerst aber muss wieder mal alles verpackt werden und dann geht es nochmal hoch zum Saltfjellet. Mit Carlos Hilfe und dank der BlueBike Anlage erhasche ich einen Kurzen Blick auf meine ersten Rentiere direkt am Straßenrand. Zum Glück sind die da stehen geblieben und haben gegrast. Oben am Polarkreis, der übrigens vor dem Parkplatz in der Pampa liegt und nicht da wo die Statuen stehen, stapeln sich jetzt die Busse und Touristen und so halten wir uns gar nicht lange auf und genießen die Abfahrt vom Fjell und legen ein Fotostopp nach dem anderen ein. Es gibt echt spektakuläre Stellen zu entdecken. Zuerst geht es auf der E6 über die Hochebene des Nationalparks. Bei schönem Wetter ist die Aussicht phantastisch und man muss vor lauter Landschaft ab und zu auch mal auf die Fahrbahn gucken. Schon wenige Kilometer weiter, es beginnt der Abstieg vom Fjell, entdecken wir eine Hängebrücke über den Schmelzwasserfluss. Sie liegt etwa 100m von der Straße entfernt und wir müssen ein wenig klettern um sie zu erreichen. Es ist eine moderne und stabile Konstruktion aber irgendwie doch wacklig. Jedenfalls nichts für mich und so mache ich lieber Fotos von unten.

Nur wenig weiter entdecken wir von der Straße aus ein paar kleine Stromschnellen und suchen uns einen Platz zum abstellen der Motorräder. Nach ein wenig Kletterei kommt man runter zum Fluss. Anschließend folgen wir der E6 noch ein Stück um dann bei Fauske auf die 80 abzubiegen, die uns Richtung Bodø  und Route 17 bringt.

Der besagte Abstecher zum BMW Händler kostet uns gut 2,5h in denen wir und durch dichten Verkehr quälen müssen. Der Händler entpuppt sich leider als nicht besonders Informiert und sortiert. Wir müssen selbst zur Tat schreiten und ihnen ihn ihren System zeigen wie man die Teile findet. Letztendlich gibt es das gute Stück aber nicht und wir müssen improvisieren. Beim nächsten Zubehör-Shop holen wir eine Flasche DOT4 und füllen einfach nach. Was anderes bleibt nicht übrig.

Wir sind froh nach über 2h wieder aus Bodø weg zu sein und den Weg zur Route 17 wieder aufnehmen zu können. Der Verkehr in der Stadt ist doch recht heftig und darauf haben wir gar keine Lust. Inzwischen spielt das Wetter auch mit und wir haben blauen Himmel pur. Jetzt beginnt der schöne Teil der Reise. Hinter jeder Biegung gibt es neue Aussichten, jeder Tunnel ermöglicht neue Perspektiven. Es herrscht wenig Verkehr und wir genießen einfach nur der Cruisen an der Küste. Allerdings muss man ab und zu auf recht eklige Bodenwellen aufpassen die man aber zum Glück durch Gummiabrieb von LKW Reifen gut erkennt. Die sind nicht hoch aber lang, so das sich ein guter Dämpfertest entwickelt wenn man zügig unterwegs ist.

Wir sind spät dran als wir zum Gezeitenstrom Saltstraumen kommen. Der Gezeitenwechsel ist vorbei aber trotzdem bekommt man von der Brücke beim Blick ins Wasser einen Eindruck davon, was hier passiert wenn sich Ebbe und Flut abwechseln. Der Atlantik drückt mit Macht in den Saltfjord. Wenn man die Gelegenheit hat sollte man sich vorher über eine Gezeitentafel informieren, wann der Besuch richtig lohnt. Die bekommt man bei der Touristeninformation in Bodø. Wir nutzen die Gelegenheit uns für den Abend mit Vorräten einzudecken denn am südlichen Parkplatz ist ein Supermarkt.

Im weiteren Verlauf der Route 17 bis zum Tagesziel Furøy Camping bei Halsa kommen wir durch diverse Tunnel, die uns immer wieder überraschen. Meist schnurgerade roh durch den Fels gehauen und teilweise Endlos lang. So konnten wir die BlueBike Teamtalk Funktion bis zu einer geschätzten Reichweite von 1km im Svartistunnel ausprobieren. Der Tunnel geht 7,5km immer gerade aus und es ist mehrfach gelungen eine TeamTalk Verbindung der Helme herzustellen wenn sonst kein Fahrzeug in der Nähe war. Wenn man bedenkt, das BlueTooth bis 100m spezifiziert ist erstaunt das den Fachmann doch sehr. Aber das sind natürlich nur Ausnahmen unter idealen Bedingungen. Mit Hindernissen zwischen den Helmen (LKW, Kurven um Felswände etc.) kann auch schon 100m manchmal zu viel sein. Ach ja, in den Tunneln ist es bitter kalt und wenn man draußen gefühlte 30° in der Sonne hat macht man drinnen die Griffheizung an.

Kurz hinter dem letzten Tunnel für heute erreichen wir einen Rastplatz hoch über dem Fjord, der uns einen ersten Zipfel des Svartisen Gletschers erhaschen lässt. Zusammen mit einigen Deutschen Wohnmobilfahrern genießen wir die Aussicht und beobachten die Ausflugsschiffe, die Touristen zum Gletscher bringen. Lange können wir aber nicht bleiben denn wir müssen noch auf dem Campingplatz einchecken und hoffen, das es dort einen Fernseher gibt. Es steht in der EM das Spiel gegen Griechenland auf dem Programm.

So legen wir die letzten Kilometer Richtung Halsa zurück und finden den Platz dann auch recht bald. Wir werden schon erwartet und man bringt uns zu unserer Hütte. Wir hatten beim Eintreffen schon welche gesehen, sind aber erstaunt als es an diesen kleinen Hütten vorbei zum anderen Ende des Platzes geht. Hier warten fast neue Komforthütten auf uns und wir sind wirklich erstaunt über die Ausstattung und Einrichtung. Hier kann man es sehr lange aushalten. Direkt am Wasser mit Blick auf den Gletscher. In der kleineren Hütte nebenan hat eine weitere deutsche Motorradtruppe  einen Erstbezug und spontan beschließen wir das Fußballspiel gemeinsam anzusehen. Bei ihnen ist nämlich der größere Fernseher 🙂 So sehen wir den Sieg für Deutschland 4:2 gegen Griechenland.

Es ist schon wieder Mitternacht und es gibt immer noch was zu tun. Die gegenüber liegenden Berge bekommen von der tief stehenden Sonne ein paar rote Strahlen ab. Die Kameras müssen noch auf den Laptop gesichert werden, die Aufzeichnungen der Navis müssen auch übertragen werden. Alle Geräte an die Ladegeräte usw. Schon ist es wieder fast 1Uhr. Die Nachbarn sind auch ins Bett und Schlafsack verschwunden und für uns wird es auch Zeit das Matratzen-Lager im ersten  Stock der Hütte aufzusuchen.

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