Norwegen – Tag 8

Tag 8: vom Rica Hotel Sandnessjøen nach Namsos Camping, 283km

Wir sitzen im Rica Hotel und warten auf die Infos vom ADAC und dem Abschlepper. Der kommt dann auch mit etwas Verspätung und holt erst einmal Daniels Motorrad ab. Das wird in ca. 2 Wochen dann wieder in Deutschland sein.  Man muss sich hier nicht weiter darum kümmern. Soweit – Sogut. Nur wie geht es weiter? Carlo und ich warten so lange wir können und lassen dann Daniel erst einmal im Hotel zurück. Wir müssen weiter. Daniel will und auf dem laufenden halten ob er uns noch folgen kann oder wie es sonst weiter geht. Es ist nicht zu ändern und so setzen wir nur zu zweit die Tour fort.

Wir haben wieder ein ziemlich straffes Programm auf dem Plan. Diverse Fähren auf der Route 17 müssen wir nehmen um unser Tagesziel in Namsos zu erreichen. Es sind eigentlich nicht viele Kilometer aber durch Fähren und Pausen wird sich das ganz schön ziehen. Das gute Wetter hält an und verspricht uns einen weiteren schönen Tag auf der Küstenstraße.  Hier wird es auch nie langweilig. Die ständig wechselnden Aussichten entzücken das Auge, die abwechslungsreiche Wegführung der Straße entzückt den Fahrer. Wir müssen heute auch nicht mehrere Lagen an Bekleidung tragen, denn es ist reichlich warm. Es empfiehlt sich allerdings unter der MotoFast Kombi Funktionswäsche zu tragen. Das ist einfach angenehmer da die Kombi dazu neigt auf der Haut zu kleben. Mit offener Belüftung in der Jacke und besagter Wäsche ist es dann doch recht angenehm zu fahren.

Am liebsten würden wir bei dem einem oder anderen Stopp in den Atlantik springen. Das Wasser sieht so einladend aus aber der Fingertest hält uns dann doch davon ab. Es ist einfach zu frisch. So bleibt es bei dem Wunsch und einer ausgedehnten Zigarettenpause für Carlo. Wir prüfen ab und zu mal die SMS ob es was neues von Daniel gibt, aber da tut sich nichts. Wir beginnen uns so unsere Gedanken zu machen. Kritische Blicke richten wir auch auf Carlos HBZ und auf seine Gabel, die auch anfängt zu lecken. Nur die Zylinder scheinen inzwischen doch dicht zu sein. Vermutlich einfach zu viel des guten Castrol Öls drin.

Das die Norweger verwegene Baumeister sind zeigt uns bei Foldereid wieder mal die Wegführung. Man fährt durch einen Tunnel der vor dem Ende abknickt und kommt direkt von der Ausfahrt auf eine schräg abfallende Hängebrücke Foldabru, die den Fjord überspannt. Man fragt sich unwillkürlich, wie die die Brücke da überhaupt hinstellen konnten da sie auf der einen Seite direkt am Berg klebt.

Bald darauf erreichen wir wieder den Flusslauf des Namsen. Hier sind die Hinweise auf Unterkünfte für Angler unübersehbar. Die ganze Region scheint gut davon zu leben, das Angler aus aller Welt hier auf Lachse gehen. Selbst unser Camping Platz, den wir trotz plötzlich aufgezogener Wolken noch trocken erreichen, macht da keine Ausnahme. Wer hier her kommt bleibt in der Regel ein paar Tage um sein Glück im Namsen zu probieren. Wir beobachten da lieber die zahlreichen Eichhörnchen auf dem Platz, die hier allgegenwärtig sind.

Es ist Sonntag und wir haben noch ein kleines Problem: Unterwegs war nirgends eine Gelegenheit zum einkaufen und Daniel hat versehentlich einen Teil unserer Vorräte in seinen Taschen. So müssen wir mit dem auskommen, was der Kiosk hergibt. Hier auf dem Platz erreicht uns dann auch die ersehnte Nachricht von unserem dritten Mann. Der ADAC hat ihn 10 Stunden warten lassen um eine Entscheidung zu treffen und die liegt ganz und gar nicht in unserem Interesse. Kein Mietwagen, obwohl die billigste Alternative, sondern eine weitere Übernachtung im Hotel, dann Rückflug nach Oslo und von da Rückflug nach Berlin. Sehr schade für uns alle, da so auch die bereits bezahlte Rückfahrt auf der Fähre verfällt.

Wir sind ein wenig geknickt und müssen sehen, das wir das beste daraus machen. Und während wir so nachdenken beginnt es draußen zu regnen. Nicht lange, ein kräftiger Schauer. Wo ist das Problem? Die Stiefel stehen draußen zum entlüften und keiner hat dran gedacht sie rechtzeitig rein zu holen. Also kommt erst mal der Föhn zum Einsatz, denn ich möchte gerne trockene Stiefel haben.

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Norwegen – Tag 9

Tag 9: von Namsos Camping nach Tråsåvika Camping, 269km

Heute ist Montag. In einer Woche müssen wir wieder arbeiten. Aber jetzt sitzen wir in Norwegen vor der Hütte in der Sonne, ein Kaffee  in der Hand und genießen einfach nur. Die Schuhe sind auch wieder trocken und das Wetter hält sich. Wir wollen heute über die Route 17 und später 715 gefolgt von 710 fahren, die uns in die Nähe von Trondheim bringen soll. Aber zuerst haben wir ein ganz triviales Problem zu lösen. Das geht schnell – dachten wir.

Carlos Kronen gehen zur neige und er möchte Euros in NOK wechseln. Nun gut, Namsos ist eine größere Stadt mit einigen Banken und so machen wir uns auf den Weg. Die erste macht keine Bargeld Sachen, schickt uns zur nächsten. Die will nicht wechseln, schickt uns zu nächsten. Die will aber auch keine Euros haben und schickt uns zur Post. Nach dem wir die gefunden haben müssen wir auch hier feststellen: Kein Geldwechsel. Ohne Kreditkarte bist du in Norwegen einfach nichts. Die Norweger bezahlen einfach alles damit und Euro will man hier nicht. Wir werden das Problem über meine Karten lösen und endlich können wir uns wieder auf den Weg machen.

Kurz vor Namdalseid verabschieden wir uns von der Route 17, die uns bis hier her viel Spaß gemacht hat. Wir biegen auf eine Straße mit 3 Zahlen ab. Hätte ich bei der Planung gewusst, was das bedeuten kann, hätte ich die Route anders gelegt. Aber man lernt jeden Tag was neues und wir müssen nun da durch. Bereits nach wenigen Metern wird der Asphalt durch festen Schotter abgelöst. Entgegenkommende Autos und LKWs beweisen uns aber, das es eine normale Landstraße ist. Für Fahrzeuge mit 4 Rädern auch kein Problem aber wir eiern ganz schön über die Piste, immer darauf bedacht in der Fahrspur zu bleiben und nicht auf den losen Schotter zwischen den Spuren zu kommen. Die Schilder ‚Achtung Kurven‘ sind sonst ja immer eine Helle Freude für Biker aber hier freuen sich nur Enduro Fahrer über so was.

Das geht noch viele Kilometer so weiter. Langsam mache ich mit Gedanken über die Reifen, ob sie die scharfen Steine überstehen. Ein Plattfuß fehlt uns noch in der Sammlung von Problemen. Zum Glück bleiben wir aber davon verschont und langsam gewöhnt man sich an den Untergrund. Voll beladene Straßenmaschinen sind hier fehl am Platz. Es geht langsam höher hinauf und plötzlich stehen wir mal wieder vor einer Baustelle. Teert man die Straße? Nein, wir erleben wie eine Schotterstraße instand gesetzt wird. Eine Riesenfräse fährt über die Piste, reißt sie auf, hinterher kommen Walzen und Planieren. Unser Problem: Die Walze war noch nicht da und wir müssen ein paar hundert Meter durch durch den frisch aufgerissenen Boden. Währen die Spuren der Räder von der Fräse nicht gewesen würden wir da wohl noch immer stehen…

Seit einiger Zeit beobachten wir eine Dunkle Wolke vor uns. Die entpuppt sich als Gewitterzelle und am höchsten Punkt der Piste begrüßt sie uns mit einem kleinen Regenguss. Wir machen uns aber nichts daraus und sehen zu das wir weg kommen. Kurz darauf lassen wir das Wetter hinter uns – dachten wir. Dummerweise führt uns die Route 715 von der Küste genau um den Berg herum und so kriegen wir den Regen von der anderen Seite gleich nochmal. Dumm gelaufen. Allerdings ist es nicht so viel das wir die Regenkombis überziehen müssten. Diese Dusche halten die MotoFast Sachen ab.

Wir verlassen die 715 und biegen auf die 710 ab, die uns zu unseren einzigen Fähre an diesem Tag in Brekstad bringt. Sie wird uns über den Trondheimfjord bringen. Dummerweise sehen wir die Fähre noch ablegen und so müssen wir eine Stunde warten. Es zieht sich zu und die Musik aus dem Helm, den wir wieder zur BlueBike Stereo Anlage umfunktioniert haben, wird vom Lärm der startenden Jets des nahen Militärflughafens oft übertönt. Als die Fähre endlich kommt treffen wir noch einen Norweger, der auch mit einer Roten BMW R850r unterwegs ist. Nur sieht seine fast Fabrikneu aus. Da putzt einer wohl sehr viel.  Wir fahren gemeinsam am Fjord entlang ud verabschieden uns in Orkanger von ihm.

Unser Ziel liegt nur wenige Kilometer entfernt am Orksdalfjord bei Sildværet. Aber Achtung, nicht die Ausfahrt verpassen. Das ist ein wenig Trickreich. Man fährt ein kurzes Stück E39 und muss dann zu parallel verlaufenden 800 abbiegen, sonst geht es erst mal durch einen Tunnel. Dank der rechtzeitigen Ansage des Navis kriegen wir die Ausfahrt. Ich bin sicher, ohne wären wir daran vorbei gefahren. Auf dem Platz erwartet man uns schon und beschreibt uns den weg zur Hütte. Trotzdem finden wir sie nicht sofort, weil wir das nicht erwartet haben. Ein Neubau, wenige Tage alt und absolut vom feinsten. Darf ich hier einziehen und bleiben?

Wer mit dem Auto hier her kommt sollte vorher in Orkanger einkaufen. Auf der 800 ist eine Mautstation und es wäre blöd da dann dreimal durchzufahren weil man was vergessen hat. Der Platz eignet sich gut als Stützpunkt für Ausflüge nach Trondheim und die Umgebung hat einiges zu bieten.

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Norwegen – Land unter

Tag 10: von Tråsåvika Camping  nach Solvang Camping, 309km

Heute müssen wir erst mal eine Entscheidung treffen wie wir den Tag angehen. In Trondheim kommt gegen Mittag der neue Bremszylinder für Carlo an. Nach einer erneuten Sichtung am Motorrad beschließen wir aber uns das Teil nach Hause schicken zu lassen. Die BMW scheint noch weiter durchzuhalten und das Schauglas zeigt keine Luft. Das ist auch gut so, da wir heute eine recht lange Etappe vor uns haben und auch ein paar feste Stopps für Fotos eingeplant haben.

Aber was nützt all die schöne Planung, wenn Petrus nicht mitspielt? In der Nacht begann es zu Regnen und es hört einfach nicht mehr auf. Ein penetranter Dauerregen wird uns den ganzen Tag begleiten. Schon beim beladen der Motorräder direkt vor der Tür werden wir durchgeweicht. Es macht keinen Spaß. Wir werden auch gleich zusätzlich die Regenkombis überziehen da sich die Sachen von MotorFast diesem Wetter geschlagen geben müssen. Da gibt es wohl nur wenige Hersteller, die dicht bleiben, wenn man 6-8h unter der Dusche steht.

Unser Weg wird heute der E39 folgen. Das geht auch ohne Navi ganz gut da man einfach der guten Ausschilderung folgen kann. Unsere Stimmung ist etwas gedrückt. Die Wolken hängen sehr tief, man sieht kaum was von der Landschaft. Auch an der Mautstation Krifast, die einzige auf der Tour wo auch Biker zahlen müssen, lohnt sich nicht den Fotoapparat auszupacken. Alles Grau in Grau als wir die Imposante Gjemnessund Brücke überqueren. Bei der Planung habe ich schon gesehen, das sich hinter der Brücke irgendwas tut und richtig, hier wird gebaut. Die E39 wird durch einen neuen Tunnel durch die Insel geführt, aber der ist noch nicht fertig. Das Navi kennt die Strecke schon aber wir folgen der alten Trasse an der Küste entlang. Bei gutem Wetter ist das viel schöner.

So ein Boxer, wie Carlo ihn fährt, entwickelt bei diesem Wetter besondere Qualitäten. Die Zylinder sind ideal dafür geeignet die durchweichten Handschuhe zu trocknen und die Hände aufzuwärmen – wenn man keine Griffheizung hat. So arbeiten wir uns bis Molde durch, wo wir auf die 64 abbiegen und einen weiteren verwegenen Tunnel unter dem Fjord durch nehmen. Es folgt eine der inzwischen gewohnten Fährpassagen und kurze Zeit später müssen wir auf der 136 aufpassen den Abzweig zum Trollstiegen nicht zu verpassen. Den nimmt man möglicherweise nicht so ganz ernst da man das zuerst für eine Fußgängerbrücke hält, aber nein, hier geht es wirklich rein auf die 63.

Die Straße ist schmal und windet sich das Tal hinauf. Wir müssen uns an ein paar WoMos vorbei quetschen die lieber in die Gegend gucken als auf die Straße. Zu sehen gibt es aber sowieso nichts. Die Wolken sitzen im Tal fest und es regnet ohne Unterlass weiter. Als nach den letzten Biegungen der Imposante Aufstieg vor uns liegt gibt es die ersten leichten Bedenken. Bei trockener Straße richtig nett aber jetzt läuft das Wasser in kleinen Bächen über die Fahrbahn. Dazu sind einige Busse und andere Fahrzeuge unterwegs. Wir nehmen es sportlich und machen uns vorsichtig auf den Weg nach oben.

Uns bleibt nichts anderes Übrig als auf Bilder im Web zu verweisen, wenn man was vom Trollstiegen sehen will, denn wir sehen einfach nichts. Nur Wolken und Wasser. Auf der Fahrt nach oben müssen wir sehr aufpassen denn auch das Wasser auf den Visieren der Helme stört gewaltig. Zum Glück beschlagen sie nicht, da das Pinlock innen Visier im HJC Helm ganze Arbeit leistet. Bei unseren versuchen doch noch Bilder zu machen befürchten wir das uns die Kameras absaufen. Ein Unterwasserschutz wäre hier nicht die falsche Option.

Oben auf dem Trollstiegen halten wir bei merklich gefallenen Temperaturen noch einmal auf dem Aussichtsparkplatz und folgen dem Schmelzwasserfluss bis zu seiner Fallkante. Die Norweger haben einen spektakulären Laufsteg direkt an die Kante gebaut und wer nicht schwindelfrei ist könnte seine Probleme bekommen. Teilweise kann man durch Gitter nach unten direkt in das reißende Wasser zu seinen Füßen gucken. Es tost ohne Ende. Ich möchte nicht wissen, wie viele Millionen Fotos hier geschossen wurden. Wir schaffen nur eine Handvoll und sehen zu die teure Technik schnell wieder trocken zu legen.

Da das Wetter so mies war muss ich an dieser Stelle einfach mal auf ein Video bei YouTube verweisen, was mehr von dieser schönen Gegend zeigt. Das Video stammt nicht von mir.

Wir fahren anschließend weiter auf der 63 bis zur Fähre nach Eisdal über den Norddalsfjord. Endlich bleibt der Regen hinter uns, aber trocken ist es noch lange nicht. Nach der Fähre geht es auf der 63 weiter das Tal hinauf in Richtung Geiranger, aber der steht erst morgen auf dem Plan. Heute ist nach wenigen Kilometern Station mitten im Tal auf dem Solvang Camping Platz. Hier haben wir eine große Hütte für uns und fangen sofort an unsere Klamotten zu trocknen. Trotz zusätzlicher Regenpelle sind alle Sachen irgendwo nass und die Schuhe sind durch. Das wird bis zum nächsten Morgen dauern und wir freuen uns über die Heiße Dusche in der Hütte.

Der Platz selber ist etwas anders als die vorher von uns besuchten. Hier gibt es kein Internet, kein Fernsehen und kein Radio, was uns nicht weiter stört. Dafür kann man in der Rezeption Frühstücken und auch etwas richtiges essen. Es ist recht ruhig auf dem Platz und man hört nur das Rauschen der umliegenden Schmelzwasserflüsse die von den Bergen herunter kommen. Sogar die Sonne lässt spät am Abend noch einmal blicken, was uns ein wenig Hoffnung für den nächsten Tag gibt. Wir nutzen die Ruhe um Carlos Kamera trocken zu legen, die Feuchtigkeit im Objektiv hat.

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Norwegen – Die Sonnenseite

Tag 11: von Solvang Camping nach Sjøtun Camping

Die Nacht war ganz schön frisch aber jetzt lacht uns die Sonne entgegen als wir auf der Terrasse sitzen und Kaffee trinken. Keine Wolke ist mehr zu sehen und das Regenwetter von gestern scheint nur noch graue Erinnerung zu sein. Spätestens bei der Kontrolle der Sachen fallen die noch immer etwas klammen Stiefel auf die davon zeugen, was gestern auf der Piste los war. So verrichten wir in Vorfreude auf den Tag unser tägliches Aufbruchprogramm, verabschieden uns vom Campingplatz und machen uns auf der 63 in Richtung Geiranger auf den Weg.

Geiranger ist ein kleiner Ort am Ende des Fjords mit gleichen Namen. Auf fast keiner Norwegen Postkarte fehlt ein Bild von diesem Fjord, in dem sich ausgewachsene Kreuzfahrtschiffe tummeln. Wir haben das beste Wetter was man sich vorstellen kann und lassen die Fotoapparate heiß laufen. Wir sind schließlich auch Touristen und dürfen das. So zieht sich die Abfahrt ins Tal ein wenig aber uns hetzt ja keiner – noch nicht.

In Geiranger kommen wir an eine Tanksäule vorbei. Der Blick auf meine Anzeige zeigt noch reichlich was drin, das Navi sagt das die nächste in ca 13km Entfernung ist. Rückfrage bei Carlo über die BlueBike Anlage und von dort kommt auch das OK für die nächste Tankstelle. Das halten wir mal so fest. Weiter geht es jetzt am anderen des Tals den Berg hoch. Der Verkehr ist schon recht ordentlich, alles voller Touristenbusse. Was anderes haben wir aber nicht erwartet. Carlo gibt ein bisschen Gas um die Kurven auszukosten. Ich mach langsamer und schieße Fotos. Bald hole ich ihn ein wie er auf mich wartet und eine raucht – wirklich? Man ahnt es sicher schon, der Sprit in seiner BMW ist alle 🙂 Die Tankanzeige ist eher ein Schätz-o-Meter und durch die Bergauffahrt stieg der Verbrauch. Also was solls, ich lade Gepäck ab und fahre zur nächsten Tankstelle. Blöderweise falle ich auf mein Navi rein, was mir auch nach Jahren der Benutzung mal passieren darf. Das Garmin278 ist kein Straßennavi und zeigt die gesuchten Wegpunkte in der Entfernung als Luftlinie an und so werden aus jetzt noch 12km gut 35km Straße. Ich darf den ganzen Weg am Dalsnibba vorbei zur 15, durch die 3 folgenden Endlostunnel, die Serpentinen runter nach Grov zur Automatentankstelle (!) wo ich mit mühe und Not ein Benzin taugliches Behältnis auftreiben kann. Dann der ganze Spaß zurück zu Carlo, der die Aussicht genießt und sich sonnt.

Es steht fest: die R850r kommt 330km weit mit einer Tankfüllung. Als die BMW wieder läuft geht es nochmal den ganzen Weg. Dalsnibba müssen wir wegen dem Zeitverlust von fast 2 Stunden auslassen (sehr schade!) und so fahren wir heute ein 2. mal tanken. Bei der anschließenden Pause auf dem neben liegenden Rastplatz bleibt noch ein Messer liegen, was wir erst abends merken – ärgerlich. Aber wenn man Pech hat, gesellt sich oft noch was dazu. Und habe ich schon erwähnt, das es in den Tunneln wirklich kalt ist?

Wir fahren weiter auf der 15 um bei Hjelle kurz die ausgebaute Strecke zu verlassen. Wir fahren nicht durch den Hjelletunnel sondern den alten Weg am Ufer des Strynevatnet entlang. Eine gute Entscheidung, denn es ist schön hier und ruhig. Nur wenige Meter weiter betätigen wir uns als Ziegenhirte als uns eine Herde Zwergziegen vor die Motorräder rennt. So gesehen war der kurze Abstecher echt ein Stimmungsheber nach all dem Stress.

In Stryn verlassen wir die 15 und biegen auf die 60 ab, die uns um den Innvikfjord bringt. Wieder so eine schöne Strecke direkt am Wasser, wo man nicht weiß, wohin man zuerst gucken soll. In Utvik geht es dann überein paar Serpentinen den Berg von 0 auf 600m auf das Utvikfjell rauf. Wieder runter vom Bergrücken kommen wir nach Byrkjelo wo wir unsere alte Bekannten E39 treffen und uns in den Verkehr einreihen, der hier sprunghaft ansteigt. So quälen wir uns einige Zeit am See Jølstravatnet entlang um dann die Erlösung auf der Route 13 zu finden, auf die wir nach links abbiegen. Diese Route wurde als Touristenroute angelegt und so sind wir hier genau richtig.

LikholefossenEs herrscht fast kein Verkehr und es geht durch eine beschauliche Landschaft. Alle paar Meter gibt es was zu sehen und der Fotoapparat bleibt immer griffbereit. Allerdings treffen wir hier wieder auf diese langen Bodenwellen, die für zusätzlichen Spaß beim fahren sorgen. Da haben die Dämpfer wieder was zu tun. An einem ausgewiesenen Rastplatz machen wir einen Halt und gehen runter zum Fluss Gaularvassdraget. Über eine Stromschnelle (Likholefossen) ist eine stabile Edelstahlbrücke in Form einer Hängebrücke gebaut worden die es erlaubt direkt über  die Stromschnellen zu wandeln – das hat was.

Langsam fahren wir das Tal hinauf und kommen auf gut 740m am Ende an. Hier am Nystolsvatnet haben wir dann noch mal ein paar schöne Haarnadelkurven runter in das Tal mit Aussicht ohne Ende. Man kann sich kaum zwischen gucken und fahren entscheiden. Im weiteren Verlauf geht es am Vetlefjord und Esefjorden entlang unserem Ziel in Balestrand entgegen, wo wir auf dem Sjøtun Camping Platz einchecken.

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Norwegen – über und unter den Fjells

Tag 12: von Sjøtun Camping nach Torsetlia Fjellstue og Hyttegrend, ca. 275km

Wir haben eine kurze Nacht auf dem Sjøtun Camping Platz verbracht und müssen uns heute nicht so sehr beeilen. Zum einem ist die Route heute etwas kürzer und wir müssen zum anderen nicht viel sauber machen. Betten gerade rücken, durch-fegen, alles wieder in Ordnung. Im Gemeinschaftshaus geht es noch mal unter die Dusche und dann auch schon bald zum Fähranleger in Dragsvik. Unsere Fähre nach Vangsnes lässt ein wenig auf sich warten und so vertreiben wir uns die Zeit mit Landschaft gucken und Fotografieren.

Endlich drüben auf der anderen Seite folgen wir weiter der Rv13 und halten auch gleich wieder kurz hinter Vikøyri an. Die 13 geht über Rampen den Berg hoch und erlaubt einen weiten Blick zurück auf den Sognefjord. Die Straße steigt sehr schnell und ziemlich gerade bis auf über 900m hoch, wo man dann durch den Storehaugtunnel den Gipfel unterquert und auf der anderen Seite weiter über der Vikafjell fährt. Vorsicht, hier gibt es viele frei laufende Schafe. Hier oben auf knapp 1000m sind die Leute noch mit Schneemobilen und Pistenraupen zu ihren Hütten unterwegs um sie für den Sommer vorzubereiten.

Am anderen Ende des Fjells geht es neben einen mittelgroßen Wasserfall über einige Serpentinen wieder runter in das Tal in Richtung Myrkdalen. Der Verkehr ist noch immer sehr gering aber das ändert sich schon bald als wir bei Vinje nach links auf die E16 abbiegen. Damit es auf der gut ausgebauten Straße nicht zu langweilig wird, folgen wir nach wenigen Kilometern dem Abzweig nach Stahlheim. Die E16 verschwindet in einem Tunnel aber wir fahren über den uralten kleinen Pass. Das ist eine lustige kleine Straße mit sehr vielen Kehren am ende, die Dicht an Dicht folgen. Nicht für tief liegende Trittbretter.

Wenig später beginnt das was den Titel dieses Artikel mitbestimmt. Tunnel reiht sich an Tunnel. Bis zum Aurlandsfjord haben gleich drei davon, die dicht aufeinander folgen. Kaum Zeit für das Navi wieder einen Fix zu bekommen. Wir machen wenig langsamer um den Abzweig nach Aurlandsvangen nicht zu verpassen. Wir wollen hoch auf den Berg um die Aussicht auf den Fjord zu genießen und oben die spektakuläre Rampe über die Klippe zu besuchen. So folgen wir der sehr schmalen Straße, die teilweise ein Single Track ist, Kehre um Kehre den Berg hoch.

AurlandsfjordBis auf 683m geht es hoch zum Parkplatz an der Rampe am Hang. Natürlich tummeln sich hier die Massen denn hier oben hat man bei guten Wetter wirklich eine geniale Sicht über den Aurlandsfjord. Das Betreten der Rampe über den Hang ist nichts für Leute mit Höhenangst. Am Ende steht lediglich eine nach außen geneigte Glasscheibe und erlaubt die freie Aussicht – auch nach unten.

AurlandsfjordWenn wir Zeit hätten und das Wetter es erlaubt, kann man hier auch weiter auf der 243 über die Berge fahren und dann in Lærdalsøyri zurück auf die E16 durch den Lærdalstunnel fahren, der mit 24,51km der längste Straßentunnel der Welt ist. Drinnen sind bunt beleuchtete Stellen und 3 Halteplätze, an denen man sogar wenden kann. Uns fehlen allerdings ein paar Stunden um das zu machen und lassen den Tunnel aus. Also wieder runter vom Aussichtspunkt und wir passen auf, das wir die Rv50 am Kreisverkehr nehmen denn sonst geht es gleich in besagten Tunnel.

auf der Rv50Die Route 50, die wir nun befahren, ist eine Tunnelorgie. Schon bald folgen wir hinter Vassbygdi einer verwegen Kombination von Tunnel, Kehren und Rampen den Berg hinauf in ein Hochtal. Aber nicht lange und wir stehen vor einer roten Ampel. Eine echte Seltenheit in den letzten Tagen. Diese Ampel regelt den Gegenverkehr im nächsten Tunnel, der nur einspurig ist. Kaum wieder am Tageslicht geht es schon wieder unter dem nächsten Berg durch. Es ist schon der Wahnsinn, was die hier gebuddelt haben.

auf der Rv50Zunehmend begleiten uns viele Strommasten. In diesem Gebiet stehen viele Wasserkraftanlagen. Alle paar Kilometer stehen Staumauern aus Natursteinen. Die Seen sind allerdings allesamt noch gefroren. Seit unserer Abfahrt am Aurlandsfjord sind wir von 0m üNN auf fast 1200m geklettert. Die ganze Zeit, auch in den Tunneln, geht es aufwärts. Die Route 50 ist echt ne Wucht. Sehr gut zu fahren und nie langweilig. Auch hier würde ich am liebsten eine Kamera direkt am Motorrad oder Helm haben um unseren ganzen Eindrücke festzuhalten.

auf der Rv50So geht das weiter bis Hol. Hier endet unser schönster Teil der Etappe und wir biegen auf die 7 in Richtung Geilo ein. Wenn man hier so die ganzen Hotels entlang der Straße sieht, kann man sich gut vorstellen, was hier los ist wenn die Wintersaison begonnen hat. Jetzt im Sommer (oder was sich dafür hält) ist hier Pause angesagt. Man bereitet sich auf den Herbst vor und die damit verbundenen Wintersport Freunde. Im Ort biegen wir gleich wieder auf die 40 ab, die uns zu unserem Tagesziel bringen wird. Vorbei an vielen Seen und lichten Wäldern geht es immer weiter rauf auf eine Hochebene. Bei Dagali erreichen wir dann auf fast 1100m unsere Hütte.

Hütte dazu zu sagen ist eigentlich schon frech. Der Torsetlia Fjellstue og Hyttegrend (Lodge und Hüttenplatz) ist ein gehobener Wintersportplatz. Die Hütten sind isoliert und natürlich im Winter ausgebucht. Wir haben hier jetzt eine 8 Personen Hütte mit Sauna und Whirlpool für uns ganz alleine und in der Nähe ist auch keine Menschenseele.Zuerst dachten wir, wir sind falsch da alles geschlossen ist, aber Carlo hat den Schlüssel vor der Hütte gefunden und drinnen lag ein netter Brief samt Bettwäsche für uns bereit. Der Pool lief auch und so stellen wir fest: hier sind wir richtig. Kurze Zeit später besuchen uns auch noch die Besitzer der Lodge und Mitarbeiter der Touristeninformation aus Geilo. Vielen Dank für eure Mühen und die Versorgung mit all den Informationsmaterialien. Wir haben den Aufenthalt hier sehr genossen und können mit guten Gewissen diesen Platz weiter empfehlen.

Wir haben heute nur wenig eingekauft und können die voll ausgestattet Küche kaum nutzen. Hätten wir gewusst, was wir vorfinden, hätten wir heute mal was tief gefrorenes mitgenommen und in den Ofen gesteckt. So gucken wir das Spiel Deutschland:Italien bei Brot und Salami und sind etwas geknickt vom Ergebnis aber der Besuch im Pool hebt die Stimmung dann doch wieder deutlich. Wenn man sich jetzt vorstellt bei Minusgraden mit Schnee in 35° warmen Wasser über die Landschaft zu gucken könnte man ins träumen geraten. Wir gucken noch nach dem Wetter im Internet nach und sind etwas bestürzt über die Unwetterwarnung morgen, genau in dem Gebiet wo wir uns befinden und wo wir hin wollen. Regen und Wind ohne Ende erwartet uns – Na Toll.

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